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cadastre · 2020. 6. 23. · cadastre · 8 · April 2012 3 Editorial Liebe Leserinnen und Leser Wir feiern 100 Jahre «Amtliche Vermessung Schweiz»! Ein Jubiläum bietet die Gelegenheit,

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Eidgenössische VermessungsdirektionApril 2012

cadastrecadastrecadastrecadastrecadastrecadastre888888888888Fachzeitschrift für das schweizerische Katasterwesen

Schweizerische EidgenossenschaftConfédération suisseConfederazione SvizzeraConfederaziun svizra

Eidgenössisches Departement für Verteidigung,Bevölkerungsschutz und Sport VBSarmasuisseBundesamt für Landestopografie swisstopo

2 cadastre · 8 · April 2012

Inhalt

Editorial 3

Fachbeiträge

CadastralWebMap: Ein neuer Dienst der amtlichen Vermessung 4 – 5

AV-WMS: Der offizielle Geodienst der amtlichen Vermessung 6

Bodenbedeckung und Einzelobjekte der amtlichen Vermessung: Nutzen und Risiken für Kundschaft und Verwaltungen 7 – 9

Projektmutationen sind fortan in der Grundbuchverordnung geregelt und anerkannt 10

Frischer Wind für den Leitungskataster im Kanton Basel-Landschaft 11 – 14

Einbezug des Zeitfaktors in die Georeferenzdaten des Kantons Genf 15 – 17

Mitteilungen

Statistische Angaben über die amtliche Vermessung, Stand 31. 12. 2011 18 – 21

100 Jahre Amtliche Vermessung Schweiz – 9. Mai 2012: Jubiläumsauftakt auf dem Bundesplatz in Bern 22 – 23

Die amtliche Vermessung auf 33 x 28 mm Interview mit Ricco Meierhofer, Grafiker der Sonderbriefmarke 24 – 25

Die Waadtländer Geometer lancieren erstmals eine Marketing-Kampagne 26

Kataster der öffentlich-rechtlichen Eigentumsbeschränkungen – die neusten Nachrichten 27

Personelle Änderungen bei den Verantwortlichen der kantonalen Vermessungsaufsichten 27

Nachruf Fritz Nick, Kantonsgeometer Aargau und Luzern 28

Kreisschreiben und Express: jüngste Veröffentlichungen 29

Veranstaltungen und Weiterbildung

Kataster der öffentlich-rechtlichen Eigentumsbeschränkungen: Kurs beim BIZ-Geo 29

Diverses

Jean-Paul Miserez tritt in den Ruhestand 31 – 32

Impressum Redaktion: Karin Markwalder, Elisabeth Bürki Gyger und Marc NicodetAuflage: 1300 deutsch / 600 französischErscheint: 3 x jährlichAdresse der Redaktion:Bundesamt für Landestopografie swisstopoEidgenössische VermessungsdirektionSeftigenstrasse 264, 3084 WabernTelefon 031 963 23 03 · Fax 031 963 24 [email protected]

Titelbild reproduziert mit Bewilligung des Amtes für Geoinformation des Kantons Bern vom 20. Mai 2008cad

ast

reLegende

Amtliche Vermessung ÖREB-Kataster Allgemeine Artikel

cadastre · 8 · April 2012 3

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser

Wir feiern 100 Jahre «Amtliche Vermessung Schweiz»!

Ein Jubiläum bietet die Gelegenheit, das Vergangene

Revue passieren zu lassen. Man blickt zurück und fragt

sich, was gut und was weniger gut gelaufen ist, welche

Ziele erreicht und welche nicht erreicht wurden. Die

in dieser Ausgabe publizierten Statistiken zeigen, dass

das anvisierte Ziel der Flächendeckung immer näher

rückt. Ich bin optimistisch, dass wir diesen Meilenstein

in naher Zukunft erreichen werden.

Ein Jubiläum ist jedoch auch ein Moment des Auf-

bruchs, in unserem Fall des Aufbruchs ins zweite Jahr-

hundert. Welche Herausforderungen warten auf uns

und unsere Aufgaben? In welche Richtung müssen wir

die amtliche Vermessung weiterentwickeln? Welche

neuen Rahmenbedingungen beeinflussen unser Han-

deln? Was erwartet die Gesellschaft in nächster Zeit

von uns? Aus meiner persönlichen Sicht sind die fol-

genden drei Entwicklungen für die nahe Zukunft von

hoher Bedeutung:

• Breite Nutzung der Daten: Die amtliche Vermessung

kann ihre Aufgabe als Georeferenzinformation für

sehr viele Anwendungen im Massstabsbereich von

1: 500 bis 1:10 000 heute noch nicht vollumfänglich

wahrnehmen. Damit sie optimal genutzt werden

kann, muss sie schweizweit einheitlich, kostengünstig

und ohne Nutzungseinschränkungen zur Verfügung

stehen. Mit dem neuen Web Map Service «Cadastral

WebMap» (siehe Artikel Seite 4) soll ein erster Schritt

in diese Richtung getan werden; weitere werden mit

dem AV-WMS (siehe Artikel Seite 6) und dem Aufbau

des Nationalen Geoportals folgen.

• Das Grundstücksinformationssystem: Mit dem Katas-

ter der öffentlich-rechtlichen Eigentumsbeschränkun-

gen (ÖREB-Kataster) wird das schweizerische Katas-

tersystem erweitert. Die Informationen, die zukünftig

aus amtlicher Vermessung, ÖREB-Kataster und

Grundbuch zur Verfügung stehen, lassen sich kombi-

nieren und gemäss den E-Government-Standards zur

Verfügung stellen. Am Ende des Weges wird ein drei-

dimensionales Grundstücksinformationssystem ste-

hen, über welches alle relevanten Informationen zu

einem Grundstück einfach und über verschiedene

Kanäle zur Verfügung gestellt werden. Erste Arbeiten

sind getan – wir informieren Sie laufend in unserer

Fachzeitschrift über den Aufbau des ÖREB-Katasters.

Fridolin WickiLeiter Eidgenössische Vermessungsdirektion

• Die dritte und vierte Dimension: Rauminformationen

in der dritten Dimension (darunter verstehe ich so-

wohl den Untergrund wie auch die Höhe) und allen-

falls in der vierten Dimension (gemeint sind die Do-

kumentation zeitlicher Veränderungen, so genannte

Zeitreihen, siehe Artikel Seite 15) werden vermehrt

Bedeutung erlangen. Die amtliche Vermessung kann

dazu, entsprechend ihrer Konzeption, Grundlagen

liefern. Im Vordergrund stehen dabei die dreidimen-

sionale Dokumentation von Grundeigentum und die

digitale Historisierung. Entsprechende Projekte wer-

den durch die Eidgenössische Vermessungsdirektion

und die Konferenz der kantonalen Vermessungsämter

vorbereitet.

Diese Zusammenstellung ist sicher nicht abschliessend.

Sie zeigt jedoch, dass auch im zweiten Jahrhundert

grosse Herausforderungen auf uns warten.

Ich freue mich, mit Ihnen allen diese Themen anzuge-

hen und unser Katastersystem weiter zu entwickeln –

zum Wohl der Bevölkerung unseres Landes.

Fridolin Wicki

4 cadastre · 8 · April 2012

Geoshop-Clone

Cloud

Access control (Referrer):• map.geo.admin.ch • rollstuhlparkplatz.ch • ...

Fachbeiträge

CadastralWebMap: Ein neuer Dienst der amtlichen Vermessung

«Die Daten der amtlichen Vermessung schweizweit einfach nutzen». Dieser Wunsch unse-

rer Kundschaft ist je länger desto mehr spürbar. Mit dem neuen Darstellungsdienst «Cadast-

ralWebMap» wird diesem Anliegen entsprochen.

Was will man mit dem «CadastralWebMap»?

Sehr viele GIS- und Web-Anwendungen benötigen Georeferenzdaten als Hintergrundinformation. In den Massstabsbereichen von rund 1:15 000 bis 1:1000 000 können die Dienste des Bundesamtes für Landestopografie swisstopo in Anspruch ge-nommen werden, in denjenigen von 1: 500 bis 1:10 000 besteht zurzeit kein schweizweit einheit-licher Dienst. Die Kundinnen und Kunden, welche Daten für die Visualisierung benötigen, weichen daher häufig auf Daten privater, international täti-ger Anbieter aus. Diese Lücke schliesst der neue Darstellungsdienst «CadastralWebMap».

Um was geht es?

Beim neuen Darstellungsdienst handelt es sich um einen Web Map Service (WMS), der aus den Da-ten des AV-Geoportals kreiert wird, dessen Inhalt gegenüber den vollständigen Daten der amtlichen Vermessung (AV) jedoch reduziert ist (vgl. Kasten Spezifikationen). Der Dienst ist kostenlos, ge büh-renfrei und wird nach erfolgter Registrierung als Hintergrundinformation in bestimmten Portalen zur Verfügung gestellt. Die Daten des Dienstes werden monatlich aktualisiert.Sie finden den Dienst «CadastralWebMap» auf www.cadastre.ch / cwm.

Was macht der Bund, was machen die Kantone?

Bekanntlich ist der Zweck der AV zweiteilig (Art.1 VAV 1): Einerseits dient die AV der Anlage und Führung des Grundbuches, andererseits sind die Daten der AV Georeferenzdaten, die von Behör-den des Bundes, der Kantone und der Gemeinden sowie von der Wirtschaft, der Wissenschaft und Dritten zur Gewinnung von Geoinformationen verwendet werden. Der WMS «CadastralWebMap» dient einzig dem zweiten Zweck. Es werden denn auch keine «amt-lichen Daten» publiziert. Entsprechend erscheint der Begriff «amtliche Vermessung» nicht im Na-men des Dienstes. Die Abgabe der rechtlich relevanten, tagesaktuel-len und vollständigen Daten der amtlichen Ver-messung obliegt einzig den Kantonen bzw. den

durch die Kan-tone bezeichneten Abgabestellen. Somit ist der WMS «CadastralWebMap» nicht zu verwechseln mit dem durch die Konferenz der Kantonalen Vermessungsämter KKVA spezifizier-ten AV-WMS (vgl. Artikel Seite 6) der die vollstän-digen Daten der AV abbildet. Der «CadastralWebMap» wird jedoch einen direk-ten Zugang zu den offiziellen AV-Daten des Kan-tons ermöglichen. Der Darstellungsdienst ist mit den kantonalen Geoportalen verlinkt. Mit einem Klick auf eine bestimmte Parzelle wird die Benüt-zerin oder der Benützer direkt mit dem kantonalen Geoportal verbunden und der ent-sprechende Ausschnitt aus dem offiziellen Daten-bestand des Kantons wird angezeigt. Der Bund stellt für den Darstellungsdienst «Ca-dastralWebMap» seine Infrastruktur und sein Know How zur Verfügung und die Kantone die Daten der AV. Breit genutzte Referenzinforma tio-nen können auf diese Weise mit hoher Perfor-manz schweizweit einheitlich – jedoch mit redu-ziertem Inhalt – zentral zur Verfügung gestellt werden. Die rechtlich relevanten, vollständigen und aktuellen Daten werden nur kantonal oder lokal abgegeben. Diese «Arbeitsteilung» zwischen Bund und Kantonen trägt dem föderalen Gedan-ken der AV in hohem Mass Rechnung.

Steht der Dienst schweizweit zur Verfügung?

Mit Ausnahme von zwei Kantonen haben alle anderen und auch das Fürstentum Liechtenstein ihr Einverständnis zur Nutzung der Daten der AV für diesen Dienst erteilt, teilweise mit der Ein-schränkung, dass Ende 2012 die Situation neu beurteilt werden soll.

Was ist der Nutzen des Dienstes?

Mit diesem Dienst kann dem sehr grossen Kun-denbedürfnis nach geografischen Informationen in grösserem Massstab Rechnung getragen werden. Die Nutzung der qualitativ hoch stehen-den AV-Daten wird stark gefördert, wodurch ein erhöhter volkswirtschaftlicher Nutzen und ein wesentlicher Beitrag zum Wirtschaftswachstum generiert werden. Die breite Nutzung ist ein klarer Imagegewinn für die AV. Zudem ist es ein wert-

Technische und organisa-torische Umsetzung

1 VAV: Verordnung über die amtliche Vermessung, SR 211.432.2

AV-Geoportal

Customer

Portal-Server

Portal-Server Interface

*.geo-Files

cadastre · 8 · April 2012 5

volles Argument in politischen Diskussionen über den Sinn und den Zweck der AV und für die Rechtfertigung der damit verbundenen finanziellen Aufwendungen.

Mit dem «CadastralWebMap» werden also insbeson-dere zwei Ziele erreicht:• Es werden Hintergrund- und Referenzinformationen

in den Massstabsbereichen von 1: 500 bis 1:10 000 angeboten,

• und es wird ein direkter, raumbezogener Zugang zu den offiziellen AV-Daten der Kantone zur Verfügung gestellt.

Welches sind die primären Einsatzgebiete?

Der WMS «CadastralWebMap» wird in erster Linie in verschiedenen Online-Portalen als Hintergrundlayer Verwendung finden. Im Vordergrund stehen dabei das im Aufbau begriffene Nationale Geoportal sowie das Geodatenportal des Bundes (map.geo.admin.ch). Selbstverständlich kann dieser Dienst auch in kommu-nalen oder in kantonalen Geoportalen genutzt werden.Zuerst eingesetzt wird der Dienst für «rollstuhlpark-platz.ch»2, dem neuen Onlinedienst mit Informationen zu Behindertenparkplätzen und in map.geo.admin.ch.

Wie sieht die technische und organisatorische Umsetzung aus?

Der WMS «CadastralWebMap» wird über die beste-hende GeoShop-Infrastruktur des Bundes bereitgestellt. Die kantonalen Daten werden auf dem Server des GeoShops aggregiert 3.Damit der Dienst gleichzeitig für eine Vielzahl von Nutzerinnen und Nutzern mit der notwendigen Perfor-manz bereitgestellt werden kann, wurde – wie auch für die Daten von swisstopo – eine Cloud-Lösung ins-talliert. Die Daten werden dabei als so genannte geo-Files in Klone des Geoshops in der Cloud gespeichert. Die effektiven Daten sind für Dritte nicht nutzbar. ITF-Files (DM.01-AV-CH) und andere daraus abgeleitete Files, welche für MOpublic und den Basisplan BP-AV verwendet werden, werden nicht in der Cloud gespei-chert. swisstopo hat mit dem Cloud-Betreiber eine Verein barung abgeschlossen, deren strikte Regeln eine sehr hohe Datensicherheit und einen hochgradigen Da-tenschutzlevel gewährleisten. Der Zugriff auf die Daten wird überwacht. Es werden nur Verbindungen der registrierten Web-Portale (Web Domains) zugelassen.

Wie sehen die Nutzungsbedingungen aus?

In den Lizenz- und Nutzungsbestimmungen wird fest-gehalten, dass der Darstellungsdienst und daraus erstellte Grafiken oder abgeleitete Produkte nicht ver-kauft, vermietet, verleast oder lizenziert werden dürfen. Damit soll sichergestellt werden, dass die Daten des WMS «CadastralWebMap» nur für den privaten resp. nicht kommerziellen Gebrauch genutzt werden. Mit dem gut sichtbaren Quellenvermerk «© Amtliche Ver- messung Schweiz / FL» muss bei Veröffentlichung des «CadastralWebMap» oder daraus abgeleiteter Grafiken auf die Herkunft der Daten hingewiesen werden. Der Entscheid, wo der Dienst genutzt wird, liegt bei den Kantonen.Wir sind überzeugt, dass mit diesem Darstellungsdienst die Daten der AV in einem schnell wachsenden, immer bedeutungsvolleren Markt wirksam positioniert werden können und der Wert der AV nachhaltig gesteigert wird. Besonders erfreulich ist es, dass dieser Dienst pünktlich zum Jubiläum «100 Jahre Amtliche Vermes-sung Schweiz» realisiert werden kann.

Fridolin WickiEidgenössische Vermessungsdirektion swisstopo, [email protected]

Patrick IbeleEidgenössische Vermessungsdirektion swisstopo, [email protected]

Die Spezifikationen des Dienstes sind:

• Web Map Tile Service (WMTS) und/oder Web Map Service (WMS) in den Massstabsbereichen 1: 500 – 1:10 000. Es handelt sich nicht um den AV-WMS gemäss den Richtlinien der KKVA, sondern um einen Dienst mit reduziertem Inhalt.

• kein Downloaddienst;• keine Abfragemöglichkeit (kein GetFeatureInfo) über Informatio-

nen zur AV, sondern reine Bildinformation. Eine Adresssuche wird über den Dienst «SwissSearch» ermöglicht.

• Liegenschaften ohne Parzellennummer, Eidgenössische Grund- stückidentifikatoren (E-GRID) oder Grenzpunkte (nur Parzellen-grenzen);

• Hoheitsgrenzen ohne Grenzpunkte;• Gebäude ohne Eidgenössische Gebäudeidentifikatoren (EGID),

Assekuranz- oder Gebäudenummern;• Strassen und Strassennamen inkl. Trottoirs;• Teile der Bodenbedeckung und der Einzelobjekte, die für den

Planinhalt und die Orientierung bedeutsam sind;• keine Fixpunkte;• keine Höheninformationen;• keine Flurnamen;• keine Rohrleitungen.

Ausschnitt aus dem WMS «CadastralWebMap»

2 vgl. «cadastre» Nr. 7, Dezember 2011

3 Informationen zur Ar-beitsweise des GeoShops mit den dazugehören-den kantonalen Daten-servern finden Sie in «cadastre» Nr. 3, August 2010

6 cadastre · 8 · April 2012

AV-WMS: Der offizielle Geodienst der amtlichen Vermessung

Die offiziellen Daten der amtlichen Vermessung (AV) werden schweizweit als Geodienst durch

die InterkantonaIe Koordination in der Geoinformation (IKGEO) bereitgestellt.

Der «AV-WMS», der Geodienst der amtlichen Vermes-sung, ist ein Web Map Service (WMS), der die Daten der amtlichen Vermessung über einen zentralen Aggre-gationsserver zusammenführt und die dezentral ver-walteten AV-Daten der Kantone und Gemeinden har-monisiert darstellt. Der Geodienst umfasst die voll- ständigen Daten der AV gemäss Kundendatenmodell MOpublic und wird ergänzt durch «CadastralWebMap», der Daten der AV in reduzierter Form darstellt. In einer ersten Phase wird der «AV-WMS» dem Nationalen Geoportal zur Verfügung gestellt. Der Geodienst wird teilweise kostenpflichtig sein, je nach Gebührenrege-lung des betroffenen Kantons. Der «AV-WMS» wurde von der Konferenz der Kanto-nalen Vermessungsämter (KKVA) spezifiziert 1 und bil-det die vollständigen und aktuellen Daten der AV nach MOpublic ab. Er deckt einen Massstabsbereich von 1: 250 bis 1: 15 000 ab und erlaubt Abfragen über GetFeatureInfo. Der «AV-WMS» wird direkt von den Kantonen und Gemeinden als erster Geodienst über die IKGEO zur Verfügung gestellt. Nach GeoIV 2 müssen so alle gesetzlich geforderten Geodienste für die Geobasisdaten nach Bundesrecht angeboten werden. Damit nicht pro Thema 26 oder mehr unterschiedliche kantonale und kommunale Geodienste in ein Portal eingebunden werden müssen, werden sie in einem zentralen Aggregationsserver gebündelt, harmonisiert und performant zur Verfügung gestellt. Dieser Aggre-gationsserver steht in der Verantwortung der IKGEO, die gemäss ihrem Auftrag die Zurverfügungsstellung und Nutzung der Geodaten und -dienste der Kantone und Gemeinden koordiniert. Mit dem «AV-WMS» erhalten einerseits die Endnutzer einen nahezu kantonsaktuellen und hochperformanten WMS, andererseits werden so die Infrastrukturen der Informationslieferanten auf intelligente und effiziente Weise nur während des Aktualisierungsverfahrens bean- sprucht. Der «AV-WMS» kann bis zur Inbetriebnahme des nationalen Geoportals unter www.geodienste.ch eingesehen werden. Die Arbeitsteilung zwischen Bund und Kantonen bei «CadastralWebMap» (reduzierter Inhalt) und «AV-WMS» (vollständiger Inhalt) trägt dem föderalen Gedanken der AV in hohem Mass Rechnung. Die Kontrolle über die Nutzung liegt dabei für beide Dienste bei den Kan-tonen.Der AV-WMS befindet sich in der Aufbauphase und wird rechtzeitig auf den Tag der Amtlichen Vermessung Schweiz vom 12. Mai 2012 in Betrieb genommen wer-

den. In einer der nächsten Ausgabe des «cadastre» werden wir Sie detailliert über die Aggregation der Geodienste der Kantone informieren.

Thomas HösliIKGEO, [email protected]

Dominic KottmannIKGEO, [email protected]

1 vgl. «cadastre» Nr. 2, April 2010 und www.ikgeo.ch

2 GeoIV: Verordnung über Geoinformation, SR 510.620

Architektur des Aggrega-tionsservers

Nationales Geoportal

Lokale Benutzer

Aggregation von Geodiensten

Geodienste

Schweizerische EidgenossenschaftConfédération suisseConfederazione SvizzeraConfederaziun svizra

Département fédéral de la défense,de la protection de la population et des sports DDPSarmasuisseOffice fédéral de topographie swisstopo

Schweizerische EidgenossenschaftConfédération suisseConfederazione SvizzeraConfederaziun svizra

Département fédéral de la défense,de la protection de la population et des sports DDPSarmasuisseOffice fédéral de topographie swisstopo

AG AI ZG ZH

Zugriffs- schutz

cadastre · 8 · April 2012 7

Bodenbedeckung und Einzelobjekte der amtlichen Vermessung: Nutzen und Risiken für Kundschaft und Verwaltungen

Mit der zunehmenden Verfügbarkeit digitaler Vermessungsdaten steigt deren Nutzung durch

Dritte stark an. Damit stellt sich die Frage, wie weit die amtliche Vermessung den Erwartungen

der verschiedenen Kundinnen und Kunden heute noch gerecht wird und welche Spannungsfelder

und Risiken sich aus der Nutzung digitaler Daten ergeben. Kann oder muss das gute Angebot

der amtlichen Vermessung noch verbessert werden?

Früher war die Welt noch in Ordnung! Jeder wusste, was ein Grundbuchplan war und was er von einer Katasterkopie erwarten durfte. Er akzeptierte sie so, wie sie vom Geometer abgegeben wurde. Ist das denn heute anders? Der nachfolgende Artikel soll die Lese-rinnen und Leser auf einige zunehmende Risiken und auf offene Fragen hinweisen. Die Vermessungsbranche und das Grundbuchpersonal haben sattelfeste Kenntnisse darüber, welche Bestand-teile der amtlichen Vermessung (AV) verbindlich und absolut zuverlässig sind und welche gemäss Artikel 29 Absatz 1 GeoIG1 lediglich beschreibenden Charakter haben. Hingegen fehlt einzelnen Kundinnen und Kun-den der AV diese Kenntnis. Indem die Produkte der AV zunehmend unpersönlich via Internet oder Geografi-sches Informationssystem (GIS) genutzt werden, wer-den die Benutzerinnen und Benutzer nicht mehr aktiv auf ihre teilweise zu hohe Erwartungshaltung hinge-wiesen. Falsche Ergebnisse, Zeitüberschreitungen bei Projekten und in der Folge davon Imageprobleme für die AV sind die Folgen!Zum Kundenkreis gehören längst nicht mehr nur Perso-nen, welche für Grundbuchgeschäfte eine beglaubigte, aktuelle Katasterkopie benötigen. Auch zahlreiche Amtsstellen gehören dazu, welche aufgrund ihrer ge-setzlichen Grundlagen verpflichtet sind, ihre eigenen Geodaten auf jene der AV abzustützen. Darauf basie-rend werden rechtsverbindliche Entscheide erlassen. Und hier liegt der Hase im Pfeffer: Weder weiss die In-genieur-Geometerin und der Ingenieur-Geometer, was die verschiedenen Amtsstellen aus den AV-Daten ab- leiten, noch kennen die Amtsstellen die qualitativen Mankos der Bodenbedeckungs- und Einzelobjektinfor-mationen. Daraus können ungenaue, oder gar grund-legend falsche Entscheide und Verfügungen resultieren. Aber auch die Zeitpläne für Projekte werden zu Maku-latur, wenn zu spät erkannt wird, dass die vermeintlich 100 % zuverlässigen AV-Grundlagen den gestellten An-forderungen nicht vollumfänglich genügen.Die Vermessungsbranche hat bisher ihre Anforderun-gen weitgehend selber definiert, in der Regel unabhän-gig von den Anforderungen der Anwender. Über Jahre hinaus war dies gar nicht anders möglich, weil die AV in der Anwendung von Datenmodellen und als GIS-Pio-nierin den meisten anderen Branchen weit voraus war.

Inzwischen sind die GIS längst zu einem unverzicht- baren Werkzeug vieler Verwaltungsstellen geworden. Die verschiedenen Branchen haben ihre eigenen An-forderungen definiert. Diese passen jedoch oft nicht mit dem Angebot der AV zusammen. Im (vergangenen) Zeitalter der «Arbeit auf Papierplä-nen» störten die Differenzen kaum, oft wurden sie gar nicht erkannt. So lange keine Zahlungspflichten oder Beitragszahlungen damit verbunden waren, führten die Differenzen nur selten zu Problemen. Die Informatik und namentlich die GIS schaffen nun aber eine Trans-parenz, welche diese Differenzen schonungslos aufzeigt und welche bei der Kundschaft manchmal mehr als nur Stirnrunzeln auslöst! Aus diesem Dilemma gibt es theoretisch zwei Lösungsansätze: Entweder wird die amtliche Vermessung derart perfektioniert, dass sie die stillschweigend erwartete Zuverlässigkeit von 100 % erreicht. Das würde jedoch die Nachführungskosten massiv erhöhen. Oder dann ist die Kundschaft geeignet zu informieren, damit sie weiss, auf welche Teile der AV sie sich nicht verlassen kann und welche sie demzu-folge selber führen muss. Das aber würde erhebliche Doppelspurigkeiten mit ebenfalls unsinnigen Mehr- kosten auslösen. Irgendwo dazwischen dürfte es ein Optimum geben, welches es zu suchen und zu finden gilt.Der bequeme Weg, sich auf die Tatsache zu berufen, dass formaljuristisch alles klar geregelt sei, scheint mir im Hinblick auf die Positionierung der AV für die Zu-kunft und im Hinblick auf das Image der AV definitiv nicht vertretbar. Nachfolgend sollen deshalb die wesentlichsten Schwach-punkte kurz dargestellt werden. Für jede Kategorie sollte einzeln geprüft werden, ob es tatsächlich ein Ver-besserungspotenzial gibt und wo das wirtschaftliche und politisch vertretbare Optimum liegt.

Die Unterschiede bei den Anforderungen umfassen mindestens folgende Aspekte:1. von der AV gelieferte   von der Kundschaft be-

nötigte Lagegenauigkeit2. von der AV gelieferte   von der Kundschaft akzep-

tierte Generalisierung3. Aufnahmewürdigkeit von Objekten aus Sicht der

AV    Bedarf der Kundschaft

1 GeoIG: Bundesgesetz über Geoinformation (Geoinformations- gesetz), SR 510.62

4. im Datenmodell der AV fehlende   von der Kund-schaft benötigte Objekte

5. von der AV gelieferte   von der Kundschaft be- nötigte Aktualität

6. von der AV gelieferte   von der Kundschaft be- nötigte Objektstruktur

Die oben aufgeführten Aspekte sollen nun mit wenigen typischen Beispielen erläutert werden:

1. Lagegenauigkeit

Die Abgrenzung des Waldes gegenüber Bauzonen (AWB) wird auf Waldfeststellungsplänen festgehalten, welche in der Regel auch eine Koordinatenliste der AWB-Brechpunkte enthält. Bei der Erfassung besteht manchmal die Absicht, die AWB auf bestehende Lie-genschaftsgrenzen zu legen. Oft werden jedoch die AWB-Koordinaten nur auf Dezimeter oder Zentimeter erfasst und enthalten keine Grenzpunkte der Liegen-schaften (diese sind in Millimeter erfasst). Wird nun die Bodenbedeckung «Wald» an die AWB angeglichen, entstehen störende kleine Kulturteilflächen (Slivers) und Unsicherheiten bei Projektierungen und Baubewil-ligungsverfahren.Vereinzelt werden Baulinien entlang von Gebäudefas-saden definiert. Im Bauwesen wird in der Regel mit einer Genauigkeit von etwa 1 cm gearbeitet, in der AV ist die Toleranz jedoch grösser. Bei der Überlagerung der Geometrien im GIS werden die Abweichungen sichtbar und störend.

2. Generalisierung

Der Bund verlangt die «Ausscheidung von Gewässer-räumen», ausgehend von den «Ufern». Wie weit darf der Ingenieur-Geometer mit der Generalisierung von Bachufern gehen, dass die daraus abgeleiteten Gewäs-serräume mit den damit verbundenen Nutzungsein-schränkungen auch im Rekursfall standhalten? Was geschieht, wenn der Fluss mäandriert? Genügt die Ak-tualität, wenn die Uferlinien nur im Rahmen der Perio-dischen Nachführung aktualisiert werden?

3. Aufnahmewürdigkeit von Objekten

Zwischen den unbestrittenen und eindeutig aufzuneh-menden, beziehungsweise wegzulassenden Objekten gibt es immer eine gewisse Grauzone. Namentlich am Beispiel der Hecken dürften sich vielerorts grosse Unter-schiede zeigen. Indem die früher als «quantité négli- geable» betrachteten Hecken in der AV über eine lange Zeit eine untergeordnete Bedeutung hatten, haben sie in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Teil-weise sind sie zu Schutzobjekten (Raumplanung) ge-

worden, teilweise gelten sie als Ökoausgleichsflächen (Landwirtschaft) und aus Sicht der Forstämter wurden sie teilweise wichtig, wenn sie einmal als «Nicht-Wald» festgestellt wurden. Kann die AV die nötige Grundlage liefern, dass die verschiedenen Kundenämter ihre Auf-gaben effizient erledigen können?

4. Im Datenmodell der AV nicht vorgesehene Objekte

Die AV wird wohl nie alle Kundenwünsche befriedigen können. Wo jedoch die Kunden gewichtige Wünsche anmelden und die AV als geeigneten Datenlieferanten bezeichnen, sollte dies seitens AV als Chance wahrge-nommen werden. Bei der Überprüfung des Datenmo-dells der AV in den Jahren 2012 – 15 soll dieser Aspekt berücksichtigt werden. Zu erwähnen sind in diesem Zusammenhang: • Bachborde / Böschungen, aus Sicht der Landwirtschaft

«nicht direktzahlungsberechtigte Flächen»;• Böschungskanten, aus Sicht Raumplanung Grund-

lagen für Gewässerabstandslinien;• Die früheren «Hofräume» werden seitens der Land-

wirtschaft immer wieder gefragt (ebenfalls «nicht direktzahlungsberechtigte Flächen»);

• Die Orthofoto wäre eine wertvolle Ergänzung der AV aus Sicht verschiedener Kunden;

• …

5. Aktualität

Betreffend Aktualität hat die AV massive Fortschritte gemacht, indem die wesentlichsten Objekte als «pro-jektierte Objekte» frühzeitig bereit gestellt werden können. Mit der gut organisierten «laufenden Nachfüh-rung» hat sie vielen anderen Datenbeständen nach wie vor viel voraus. Dennoch gibt es Bestandteile der AV, bei welchem beide obgenannten Stärken der AV versagen und die Kadenz der Periodischen Nachführung aus Kundensicht teilweise nicht ausreicht.

6. Objektstruktur

Die AV lieferte Strassen, Wege und Gewässer lange Zeit nur als Flächen. Mit den Strassenaxen wurde eine Annäherung an die Bedürfnisse der Bauämter / Stras-senunterhalt erreicht. Allerdings konnte leider keine ausreichende Koordination erreicht werden, sodass die Bauämter mit einem unabhängigen Datensatz «Stras-senaxen» operieren. Die von den zuständigen Amtsstel-len benötigte Entität für die Gewässer-Unterhaltspla-nung fehlt (Gewässeraxen), stattdessen wird sie von den zuständigen Ämtern unabhängig von der AV erho-ben und nachgeführt. Oft zeigen sich bei der Überlage-rung mit der AV erhebliche Differenzen.

cadastre · 8 · April 20128

9cadastre · 8 · April 2012

Fazit

Die AV ist eine unverzichtbare, für viele Zwecke die einzige brauchbare Grundlage. Aber auch ein gutes Produkt muss immer wieder kritisch hinterfragt und das Verbesserungspotenzial ausgelotet werden. Dazu soll dieser Artikel einen Ansporn geben. Der Einsatz einer Taskforce sollte geprüft werden, um die notwen-digen und möglichen Optimierungen zu evaluieren und um die zweckdienlichen Anpassungen rechtlicher, organisatorischer und technischer Natur vorzubereiten.

Weil diese Arbeiten sicher mehrere Jahre in Anspruch nehmen werden, sind parallel dazu die Kundenämter auf allen föderalen Stufen über die potenziellen Risiken geeignet zu informieren und zu sensibilisieren. Daraus können sich wertvolle Kontakte ergeben, welche eine koordinierte und vielleicht sogar mit den Kundenäm-tern gemeinsam finanzierte schnellere Umsetzung der Massnahmen ermöglichen. Diese Win-Win-Chance gilt es zu packen!

Christian DettwilerPräsident der Konferenz der Kantonalen Vermessungsämter [email protected]

Foto: © Béatrice Devènes

10 cadastre · 8 · April 2012

Projektmutationen sind fortan in der Grundbuch- verordnung geregelt und anerkannt

Das legitime und notwendige Verfahren der Büromutationen, die ohne vorherige Vermarkung vor

Ort erfolgen, wird seit langem in den Geometerbüros praktiziert. Die neue Grundbuchverordnung (GBV)

trägt dieser Praxis Rechnung und widmet ihr einen gesonderten Artikel, um dafür zu sorgen, dass die

Eigentümerinnen und Eigentümer klar und eindeutig davon in Kenntnis gesetzt werden.

In dem in der letzten Ausgabe von «cadastre» veröffentlichten Beitrag über das Inkrafttreten der neuen Grundbuchverordnung (GBV) haben wir versäumt, auf die Einführung der Projektmutation mit aufgeschobener Vermarkung gemäss Arti- kel 126 hinzuweisen. Dies ist umso bedauerlicher, als dieser Artikel auf Ersuchen der Eidgenössischen Vermessungsdirektion eingefügt wurde. Die Problematik der Nachverfolgung der soge-nannten Projektmutationen, also der Mutationen, die auf dem Plan, im Büro erfolgen, ohne dass eine vorherige Vermarkung vorgenommen wer-den kann oder angemessen erscheint, ist seit langem bekannt. Dies geschieht in völliger Über-einstimmung mit dem Artikel 16, Absatz 2 VAV1. Die Schwierigkeit besteht indessen in der Um- setzung des Absatzes 3 dieses Artikels, der vor-sieht, dass «die fehlenden Grenzzeichen nach Absatz 2 angebracht werden, sobald die Umstän-de es erlauben». Tatsächlich kommt es häufig vor, dass die Liegenschaft in dem Moment, in welchem die Ingenieur-Geometerin oder der In-genieur-Geometer tätig wird, um die fehlenden Grenzzeichen anzubringen, bereits vom Bau- träger in den Besitz der neuen Bewohner über-gegangen ist, und letztere nichts davon wissen, dass diese aufgeschobenen Arbeiten akzeptiert und bezahlt werden müssen. Die Schwierigkeit tritt noch stärker zutage, wenn der tatsächliche Zustand der Bauten eine Korrekturmutation er-fordert.

Die Pflicht zum Eintragen der Anmerkung «Pro-jektmutation» auf dem Hauptbuchblatt wird also vorgeschrieben, um die Information der Eigen- tümerinnen und Eigentümer zu gewährleisten. Niemand wird künftig mehr geltend machen kön-nen, in Unkenntnis dieser Übergangssituation gewesen zu sein. Anschliessend obliegt es der Ingenieur-Geometerin resp. dem Ingenieur-Geo-meter, dem Grundbuchamt mitzuteilen, dass die Vermarkung vorgenommen wurde, oder dass eine Berichtigungsmutation erforderlich ist, um für die Wiederherstellung eines rechtlichen Zu-stands zu sorgen, welcher der tatsächlichen Nut-zung entspricht. Die Beschreibung des Ablaufs der Berichtigungs-mutation, die Festlegung der Zuständigkeiten für deren Unterzeichnung und die Vorgehensweise bei der Ausgleichung eventueller Differenzen war nicht Gegenstand der Bundesgesetzgebung. Diese liegen vielmehr in der Zuständigkeit der Kantone.

Jean-Paul Miserez Eidgenössische Vermessungsdirektion swisstopo, Wabern [email protected]

Grundbuchverordnung (GBV), SR 211.432.1

Artikel 126: Anmerkung von Projektmutationen mit aufgeschobener Vermarkung1 Erfolgt die Teilung eines Grundstücks durch eine Projekt-

mutation mit aufgeschobener Vermarkung, so ist dies in den Anmeldungsbelegen festzuhalten.

2 Das Grundbuchamt trägt auf den Hauptbuchblättern der betroffenen Grundstücke eine Anmerkung «Projektmuta-tion» ein.

3 Nach der Vermarkung teilt die zuständige Ingenieur-Geo-meterin oder der zuständige Ingenieur-Geometer dem Grundbuchamt mit:a. dass die Anmerkung gelöscht werden kann; oder: b. dass eine Korrekturmutation erfolgen wird und die An-

merkung erst nach deren Vollzug zu löschen ist.

Fotos: © Béatrice Devènes

1 VAV: Verordnung über die amtliche Vermessung, SR 211.432.2

cadastre · 8 · April 2012 11

Frischer Wind für den Leitungskataster im Kanton Basel-Landschaft

Nun ist es soweit: Nach über 35 Jahren praktischer Erfahrung mit dem gesetzlich geregelten

Leitungskataster verpasst der Kanton Basel-Landschaft – nach einem intensiven, breit abgestützten

Reformprozess – dem Leitungskataster einen komplett erneuerten, schlanken und modernen Rahmen.

Basis dazu bildet unter anderem die revidierte, im Mai 2012 in Kraft getretene SIA Norm 405 «Geo-

daten zu Ver- und Entsorgungsleitungen».

Gesetzlich verankerter Leitungskataster seit 1975

Im Kanton Basel-Landschaft existieren seit 1975 ein-schlägige gesetzliche Grundlagen (Strassengesetz und Verordnung über den Leitungskataster) für die Führung von Leitungskatastern in den Gemeinden. Zentraler Punkt dabei ist, dass alle Leitungseigentümer Träger des Leitungskatasters Baselland (LK BL) sind und diesen mittels eines definierten Verteilschlüssels finanzieren, und zwar sowohl bei der Ersterstellung als auch bei der Nachführung. Durch diese Zwangsträgerschaft ist die 100 %-ige, vertikale Abdeckung der Dokumentation von Leitungsinformationen gewährleistet. Die administ-rative Verantwortung weist das Gesetz den Gemeinden zu. Diese bestimmen jeweils einen Leitungskataster- unternehmer, der über alle Werke (Wasser, Abwasser, Elektrizität, Telekommunikation, Erdgas etc.) alle sicht-baren Objekte dokumentiert und am offenen Graben einmisst. Bauherren, Architekten, Ingenieurbüros, Planer und weitere, die in der Region Basel tätig sind, haben inzwischen die hohe Qualität und Aktualität der Leitungsinformationen schätzen gelernt.

Reformanstoss

Trotzdem: Seit der Einführung vor über 35 Jahren hat sich bezüglich den Bedürfnissen und Anforderungen an den Leitungskataster einiges geändert. Insbesondere bei den grossen Werkeigentümern (Industrielle Betriebe Basel, Elektra Baselland, Swisscom, Elektra Birseck Münchenstein und Bernische Kraftwerke) machte sich zu Beginn des neuen Millenniums mehr und mehr Unzufriedenheit in Sachen Leitungskataster bemerkbar. Als wesentliche Defizite standen im Raum:• Die gemeindeweise angelegten Leitungskataster sind

in der Regel auf das Siedlungsgebiet beschränkt.• Die Datenabgabe und der Datenaustausch erfolgen

nach wie vor über DXF – mit allen bekannten Nach-teilen. Ein taugliches INTERLIS-Modell liegt nicht vor.

• Lücken, Redundanzen und generelle Inhomogenität bei Daten treten trotz auf SIA 405 abgestimmten DXF-Layermodell zu häufig auf.

• Nach und nach etablieren sich bei Werkbetreibern und den Gemeinden eigene GIS-Systeme mit Werk-informationstiefe. Parallelerfassungen und differente Datenbestände zu gleichen Objekten sind die Folge.

Diese veränderte Ausgangslage hat den Kanton Basel- Landschaft, unter der Federführung des damaligen kantonalen Vermessungsamtes (heute: Amt für Geo- information), dazu bewogen, im Jahr 2006 das Projekt «Reform LK BL» zu starten. Bei Projektbeginn kamen von der Seite der Kommission SIA 405 leider klare Signale, dass die Merkblätter 2015 (Daten- und Darstel-lungskataloge für unterirdische Leitungen) und 2016 (Datenmodelle und Datenaustausch für unterirdische Leitung) aus dem Jahre 2005 in absehbarer Zeit nicht revidiert würden. Da niemand in der paritätisch be- setzten Arbeitsgruppe auf der Basis dieser Merkblätter den LK BL weiterentwickeln wollte, beschloss der Kan-ton – nach intensiven Diskussionen und nicht zuletzt auch um auch ein Zeichen zu setzen – den Alleingang in Sachen Leitungskataster.

«Werkinformationen / Leitungskastater» – Der Paradigmenwechsel

So wurde – in Absprache mit dem Kanton Basel-Stadt – ein regionaler Objektkatalog entwickelt und darauf ba-sierend ein regionales LK-Geodatenmodell in INTERLIS beschrieben. Ein wichtiger Punkt im Reformprozess war die Diskus-sion um die beiden, nicht dasselbe bedeutenden Be-griffe «Werkinformation» und «Leitungskataster». Zwar verwenden viele diese beiden Termini, aber nicht jeder versteht dasselbe darunter. Oft werden sie gleich-gesetzt oder es wird «Leitungskataster» gesagt, aber «Werkinformation» gemeint. Die intensive Auseinander-setzung mit den beiden Begriffen und eine klare Ab-grenzung waren aber letztlich der Schlüssel zum guten Fortschritt aller weiteren Reformschritte und führten zu einem eigentlichen Paradigmenwechsel. Dieser findet grundsätzlich auf zwei Ebenen statt – einer organisato-rischen und einer technischen (siehe Abbildung Para-digmenwechsel). Konsequent befolgt wird dabei das simple, aber umso zentralere Prinzip: der Leitungska-taster ist ein Subset der Werkinformationen. Koordination mit Reform SIA 405

Wie erhofft entgingen die oben geschilderten Diskus- sionen und der Alleingang in der Region Basel der Kommission SIA 405 nicht. Im Rahmen der schweiz-weiten Harmonisierungsbestrebungen und der Bereit-

12 cadastre · 8 · April 2012

Planplot

Netzobjekte Netzobjekte Netzobjekte Medium A Medium B Medium C

Datenreferenzmodell DXF 2 / 01 BL(Basis: SIA405 DXF, 2004)

Datenabgabe

ev.WI

Medium A

ev.

ev. WI-Netzobjekte

Medium A

Paradigmenwechsel

Planplot

Netzobjekte Netzobjekte Netzobjekte Medium A Medium B Medium C

WI WI WI Medium A Medium B Medium C

LK A LK B LK C

LK A LK B LK C

INTERLIS INTERLIS INTERLIS

LKMap

Datenabgabe

bishergeregelt in der alten Verordnung über den Leitungskataster

neu geregelt in der neuen Verordnung über den Leitungskataster

ve

rein

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tori

sch Pro Gemeinde ist ein Leitungskatasterunternehmer zu-

ständig. Er misst alle unterirdischen Leitungen und sichtbaren Objekte ein und verwaltet die Leitungskatas -terdaten.

Die Kostenverteilung ist vertraglich geregelt. Sie ist auf-wändig und kompliziert und erzeugt über den gesamten Kanton gesehen über tausend Rechnungen pro Jahr.

Die Werkeigentümer sind zuständig für die Einmessung ihrer Netzobjekte. Sie liefern aus ihren Werkinforma- tionen (WI) das Subset Leitungskataster (LK) an die Datenverwaltungsstelle (DVS), welche den bisherigen Leitungskatasterunternehmer «ersetzt» und neue Auf -gaben hat. Die DVS führt alle Daten zum gesamten Leitungskataster einer Gemeinde zusammen.

Die Kosten werden dort getragen, wo sie anfallen. Das heisst, die Werkeigentümer tragen ihre Kosten bis und mit Lieferung ihres Subsets an die Datenverwaltungs-stelle. Die Gemeinden tragen die Kosten für ihre Daten-verwaltungsstellen.

tech

nis

ch Werkinformationen und Leitungskataster sind nicht sauber getrennt. Sowohl Leitungskatasterunternehmer als auch gewisse Werkeigentümer machen Einmessun-gen und dies in teilweise unterschiedlichen Datentiefen. Das führt zu Doppelspurigkeiten aber auch zu Lücken und somit zu inhomogenen Datenbeständen.

Ein sinnvoller Datenaustausch ist auf der Basis von DXF nicht möglich, da DXF nicht gleich DXF ist. Trotz vorge-schriebenem DXF-Datenreferenzmodell gibt es beinahe so viele Abgabeformate wie Leitungskatasterunter- nehmer und Gemeinden. Dies treibt den Aufwand für die Konfiguration dieser individuellen Schnittstellen in die Höhe.

Werkinformationen und Leitungskataster sind klar ge-trennt. Dadurch entfallen Doppelspurigkeiten. Durch die verpflichtende Abgabe in INTERLIS können adäquate Checkservices bereitgestellt werden. Der Datenaus -tausch findet insgesamt auf einem hohen, einheitlichen Qualitätsniveau statt. Ein homogener LK-Datenbestand über das gesamte Kantonsgebiet wird – trotz Gemein-deautonomie – sichergestellt

cadastre · 8 · April 2012 13

stellung minimaler Geodatenmodelle war auch die Kommission SIA 405 der Ansicht, dass es eigentlich nicht sein darf, dass einzelne Kantone nun beginnen, zum Thema Leitungskataster eigene Lösungen zu entwickeln.So entschied sich Mitte 2008 die Kommission SIA 405, nicht nur die Norm sondern auch die beiden Merkblät-ter – also auch die Geodatenmodelle – zu revidieren. Nun war das Baselbiet dort, wo es eigentlich schon im Jahr 2006 hätte sein wollen. Aufgrund dieser neuen SIA 405-Ausgangslage wurde die Inkraftsetzung des oben beschriebenen, selbst entwickelten Geodatenmo-dells bis auf weiteres ausgesetzt. Die Energien wurden fortan dafür verwendet, die in den vergangenen zwei Reformjahren gewonnenen Erkenntnisse möglichst optimal in die laufenden Reformarbeiten bei SIA 405 einzubringen. Dies gelang dank der angenehmen und konstruktiven Zusammenarbeit mit der Kommission SIA 405 sehr gut; je länger der Prozess dauerte, desto klarer wurde, dass der künftige LK BL nicht eine Eigen-entwicklung sondern ganz im Sinne der Standardisie-rung und Harmonisierung auf der neuen SIA 405 und deren Merkblätter aufbauen wird.

Machbarkeitsstudie für SIA 405-Geodaten-modell LKMap / INTERLIS

Die Koordination zwischen den Reformprozessen im Baselbiet und den Revisionsarbeiten der Kommission SIA 405 ermöglichten – im Rahmen des Vernehmlas-sungsprozesses zur Normrevision – die Durchführung einer Machbarkeitsstudie für ein neues, abbildungsori-entiertes Geodatenmodell «LKMap». Die anfangs 2011 durch den Kanton Basel-Landschaft durchgeführte Stu-die befasste sich unter anderem mit folgenden Fragen:• Ist LKMap für die Anforderungen an den LK BL

tauglich?• Kann LKMap einfach mit kantonalen Mehranforde-

rungen auf LKMapBL erweitert werden?• Wo liegen noch allfällige Probleme, die in der Um-

setzung berücksichtigt werden müssen?

Selbstverständlich kann in diesem Bericht nicht vertieft auf die Machbarkeitsstudie eingegangen werden. Exemplarisch soll die folgende Aufzählung von Proble-men sein, auf welche die Studie gestossen ist.

• Unterschiedliche Lieferung von gleichen Objekten Gleiche Objekte werden in unterschiedlichen Objekt-

typen der Datenverwaltungsstelle geliefert. Beispiels-weise ist ein Kandelaber einmal ein Punktobjekt, ein anderes Mal ein Flächenobjekt.

• Doppelte Datenlieferung Eines der grösseren, existierenden Probleme ist die

Lieferung gleicher Objekte durch verschiedene Werk-eigentümer in unterschiedlicher Qualität. Das hat damit zu tun, dass die Werkeigentümer auch Dritt-werke in ihren Systemen führen und beim Export eine klare Trennung eigenen und fremden Eigentums bis auf Objektstufe (noch) nicht machen (können).

Die zwei Abbildungen unten zeigen Lieferungen des Subsets Leitungskataster von zwei Werkeigentümern, die Abwassernetze in der Gemeinde haben.

Werkeigentümer 2 liefert die korrekte Geometrie. Allerdings beinhaltet sein Datensatz auch eine Leitung des Werkeigentümers 1, der seine Leitung selbst nur generalisiert führt (gerader Leitungsverlauf, kein Schachtbauwerk) a Fall A

Die Meteorwasserleitung des Werkeigentümers 2 wird auch vom Werkeigentümer 1 geliefert, allerdings geometrisch nicht korrekt und ohne das Attribut «Meteorwasserleitung» a Fall B

• DXF-Layermodell Das in die Vernehmlassung geschickte (gegenüber

dem Merkblatt 2015 aus dem Jahre 2005 unverän-derte) DXF-Layermodell ist für heutige Bedürfnisse nicht mehr tauglich. Gründe sind unter anderem: Die Layerbezeichnungen haben mehr als 20 Zeichen und sind für «Laien» schwer zu interpretieren. Im Weiteren hat das Modell zu viele Layer und ist daher unübersichtlich.

LK-Lieferung von Werkeigentümer 1

LK-Lieferung von Werkeigentümer 2

B

A

AB

14 cadastre · 8 · April 2012

Während die ersten beiden Fälle die Prozesse bei den Werkeigentümern betreffen und weitgehend dort gelöst werden müssen, wurde das DXF-Layermodell für die publizierte Version des Merkblattes 2016 noch um-fassend angepasst und die oben beschriebenen Mängel wurden behoben.

Schliesslich können als Fazit aus dieser Machbarkeits-studie stichwortartig noch folgende Punkte erwähnt werden:• LKMap funktioniert!• Das Interesse an der Studie war und ist gross. Die

Anstrengungen und Bereitschaft seitens der Werk- eigentümer, einen Beitrag daran zu leisten, auch. Dass für den Leitungskataster endlich etwas in Richtung Harmonisierung (LKMap) läuft, wird sehr positiv wahrgenommen.

• Die Anforderungen an Schnittstellen, Checkservices, Darstellungsmodelle und Beteiligte bei der Umset-zung sind nicht zu unterschätzen.

• Eine gute Kommunikation und Weiterbildung sind unabdingbar, um den oben beschriebenen Paradig-menwechsel, der zu Anpassungen in den Prozessen bei den Werkeigentümern führt, konsequent um- zusetzen.

Interessierte finden weitere Details zur Machbarkeits-studie im Schlussbericht unter www.baselland.ch a Volkswirtschaft, Gesundheit a Amt für Geoinformation a Leitungskataster a Reform.

Zielgerade

Nun ist der Kanton Basel-Landschaft in die Zielgerade seiner LK-Reform eingebogen. Die komplett revidierte Verordnung über den Leitungskataster, die den Rahmen für den Paradigmenwechsel absteckt, ist bereits in Kraft und die dazugehörigen technischen und adminis-trativen Weisungen sind erarbeitet. Zurzeit wird für den Objektkatalog, das Geodatenmodell und die Darstel-lungsvorschriften von einer paritätischen Arbeitsgruppe noch der Abgleich der kantonalen Mehranforderungen an die neue SIA 405-Norm vorgenommen. Dann wird der weiter oben beschriebene Paradigmenwechsel auch auf der technischen Ebene beginnen können. Während der eigentliche Reformprozess in diesem Jahr erfolgreich abgeschlossen wird, steht die Bewährungs-probe mit der Umsetzung in den nächsten Jahren noch an. Wenn alle Beteiligten – von der Aufsichtsstelle, über die Büros bis zu den Endkunden – weiterhin mit diesem positiven Esprit an die Sache herangehen, wird aber auch diese Hürde gemeistert. Dem flächendecken-den, homogenen LK BL kann dann nichts mehr im Wege stehen!

Dani LaubeProjektleiter Reform LK BL im Auftrag des Amts für Geoinformation des Kantons Basel-Landschaft Laube & Klein AG, Gelterkindendani. [email protected]

cadastre · 8 · April 2012 15

Einbezug des Zeitfaktors in die Georeferenzdaten des Kantons Genf

Die zeitliche Dimension, die Geodaten innewohnt, gewinnt zunehmend an Bedeutung. Aber

wie kann sie in Verarbeitungsprozesse miteinbezogen und modelliert werden? Welche Probleme

treten auf bei der Arbeit mit einer solchen zeitlichen Datenbank? Solche und ähnliche Fragen

waren Gegenstand eines Workshops.

Wir alle leben in einem vierdimensionalen Raum – zu den drei räumlichen Dimensionen kommt noch eine zeitliche hinzu. Zum jetzigen Zeitpunkt trägt aber noch kein Computerprogramm, das für die Verwaltung räumlicher Daten eingesetzt wird, diesem Aspekt Rech-nung. Solche Programme stellen zwar den Zustand eines Ortes zu einem bestimmten Zeitpunkt dar, aber dieser Zeitpunkt ist starr und kann deshalb wenig genutzt werden. Dabei ist gerade diese zeitliche Dimen-sion in verschiedenster Hinsicht von grosser Wichtig-keit, so zum Beispiel für den Service de la Mensuration Officielle (SEMO) des Kantons Genf, wo man gerne die Entwicklung des Katasterplans nachverfolgen möchte. Wie also kann ein geografischer Zustand zu einem bestimmten Zeitpunkt – in der Vergangenheit oder in der Zukunft – beobachtbar gemacht werden? Welches Datenmodell könnte heute oder in einer nahen Zukunft unseren Bedürfnissen genügen? Wie könnte man das aktuelle Geografische Informations-system (GIS) auf gleiche Weise, aber mit den entspre-chenden Daten früherer Zeiten, neu herstellen? Im Rahmen eines Workshops, der in Zusammenarbeit mit der Firma arxiT im SEMO durchgeführt wurde, haben wir versucht, Antworten auf diese Fragen zu finden.

Zusammenhang

SEMO zeichnet verantwortlich für den räumlichen Bezugsrahmen des Geografischen Informationssystems (GIS) des Kantons Genf und garantiert den Bestand und die Qualität der Daten der amtlichen Vermessung, zu denen auch die räumlichen Bezugsdaten gehören. Diese Daten werden laufend nachgeführt; die Daten-bank gibt Aufschluss über die aktuelle Raumaufteilung. Nun soll deren Funktionalität so ausgeweitet werden, dass ein Katasterplan in jedem beliebigen Zeitpunkt visualisiert und untersucht werden kann. Dazu schwebt SEMO ein Werkzeug vor, das die in der Bundesgesetz-gebung geregelte Historisierung von Geodaten berück-sichtigt und gleichzeitig die Weiterentwicklung der GIS begünstigt, was die tägliche Arbeit der Geomatikfach-leute erleichtern würde. So könnte man nicht nur einen Katasterplan zu jedem gegebenen Zeitpunkt konsultie-ren, dank der Historisierung von Änderungen wäre es auch möglich, Fehlerquellen zu eruieren. Die Nachfüh-rung von Katasterobjekten erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Grundbuchamt, an das sämtliche Muta tions-

meldungen zugestellt werden. Es nimmt eine erste Überprüfung vor, bevor das Dossier an SEMO weiter-geleitet wird, wo dann die räumliche Nachführung gemacht wird. Anschliessend übernimmt erneut das Grundbuchamt das Dossier und liefert dieses nach einer letzten Überprüfung aus. Für diese Verifikation muss das Grundbuchamt den alten und den neuen Bestand kennen. Diese grafische Zeitreise ist nicht nur ein Be-dürfnis der Nutzerinnen und Nutzer, sondern wird auch von Unternehmensseite her gefordert. Die Änderungen, welche im SEMO vorgenommen werden – seien sie geometrischer oder attributiver Art – sind bereits heute schon vielfältig. Soll zusätzlich ein zeitliches Modell in diese Nachführung integriert werden, wird die Komple-xität der Aufgabenstellung zwangsläufig erhöht.

Zeitliche Modellierung

Bevor ein «zeitliches Datenmodell» konzipiert werden kann, braucht es eingehende Kenntnisse über die bestehende Datenbank, deren Verwendung und Funk-tionsweise. Dazu gehört auch ein fundiertes Wissen über den aktuellen Stand der Technik. Von diesem ausgehend und mit einigen wenigen Zeitfunktionen, welche die GIS-Software anbietet, wurde ein Modell entwickelt. Noch bevor sich die Fachleute des SEMO mit den De-tails der Datenbankmodellierung befassen konnten, galt es darüber nachzudenken, wie der Faktor Zeit in eine bestehende Datenarchitektur zu integrieren ist. Es wurde beschlossen, eine neue Datenbank zu schaffen, welche gleichermassen «bestehende» und «gelöschte» Objekte beinhalten würde, und dies in einem Daten-bankmodell, das eine Verarbeitung des Faktors Zeit erlaubt. Der Entscheid, die Datenbank zu duplizieren, wurde aus Gründen der Handhabung der topologi-schen Bedingungen getroffen: Es ist ja so, dass die Topologie auf einer historischen Datenbank, in der sich die Objekte überlagern können, nicht rechtsgültig voll-zogen werden kann – denn noch gibt es keine topo- logische Kontrolle hinsichtlich Raum und Zeit. Es muss daher zwingend eine topologisch korrekte Datenbank errichtet werden. Der Informationstransfer von einer Datenbank zur an-dern wird entweder automatisch mittels Skripts oder manuell mittels einer für diesen Zweck eingerichteten Schnittstelle ausgeführt (Abb. 3).

16 cadastre · 8 · April 2012

Eine zeitliche Verwaltung bedingt die Einführung von Zeitattributen. Jedes Objekt wird im «zeitlichen Daten-modell» mit einem «Erzeugungsdatum«, einem «Lösch-datum« sowie einem «eindeutigen Kennzeichen» ver-sehen. Ein solches Kennzeichen ist Grundvoraussetzung für die Historisierung der Daten, andernfalls ist keine Objektverwaltung mehr möglich. Erzeugungsdatum und Löschdatum verschaffen jedem Objekt eine Lebens-dauer, eine Zeitspanne.Zusätzlich wurde eine Tabelle «Ereignis» eingeführt, die sich für die spezifischen Bedürfnisse des SEMO als wichtig erwies. Ziel der Datenbankmodellierung war es ja unter anderem, die Gründe für die Veränderung eines Objekts untersuchen zu können, Beziehungen herzustellen, welche sämtliche Veränderungen mit ent-sprechender Beschreibung auflisten, sei es in Bezug auf ein Objekt, eine Zeitspanne oder die Art der Mutation. Im Gegensatz zu den Objekten, die während eines ge-wissen Zeitraums «bestehen», ist das Ereignis an einen bestimmten Zeitpunkt gebunden.

Abbildung 1 und 2Die Datenbank füllt sich im Zuge der ausgeführten, sowohl geometrischen als auch semantischen Nach-führungen mit Änderungen, Neuerzeugungen oder Löschungen von Objekten. Jede Ebene besteht aus der Überlagerung aller gelöschten oder noch bestehenden Objekte. Damit die topologische Rechtsgültigkeit erhal-ten bleibt, dürfen nur die rechtsgültigen Objekte aus der normalen Datenbank in die zeitliche kopiert werden und es müssen sämtliche Objekte übertragen werden, auch wenn sie nur geringfügige geometrische Ände-rungen erfahren haben.Der Transfer von einer Datenbank zur andern erfolgt nach jeder Nachführung. Jedes modifizierte Objekt wird als gelöscht erachtet und sein Löschdatum wird erfasst. Ein solchermassen modifiziertes Objekt wird zu einem neuen Objekt, das mit den erfassten Erzeu-gungs- und Löschdaten in die historisierende Daten-bank kopiert wird. Ebenso wird die Tabelle «Ereignis» jedes Mal ergänzt, wenn ein Objekt hinzugefügt oder entfernt wird.

cadastre · 8 · April 2012 17

Der aufgezeigte Lösungsvorschlag nimmt nicht für sich in Anspruch, das für Historisierungen ideale Modell zu sein; dafür ist er in der Handhabung zu kompliziert und wegen der grossen Anzahl an Transfers sehr auf-wändig. Ein perfektes Modell würde eine komplette Historisierung erlauben: nicht ein einzelnes historisier-tes Objekt würde exportiert, sondern ein Objekt mit-samt seinem Datenmodell, seiner Darstellung, seinen Metadaten etc. Zurzeit existiert kein einziges Datenbankwerkzeug, wel-ches dieses Konzept unterstützt. Deshalb kann es noch nicht vollumfänglich umgesetzt und genutzt werden. Das vorgeschlagene Modell darf also nur als ein erster Schritt in die richtige Richtung gewertet werden.

Entwicklung von Prototypen

Um den Eignungsgrad dieser Modellierung beurteilen zu können, wurden zwei verschiedene Prototypen entwickelt. Der erste basiert direkt auf den Daten des SEMO. Eine «Archiv» genannte Ebene wird nachge-führt, wobei bei jeder Nachführung das gelöschte Ob-jekt in diese Ebene kopiert und das Löschdatum auto-matisch erfasst wird. Diese Archivierung findet in den drei Ebenen «Parzelle», «Gebäude» und «Adresse» An-wendung. Diese drei Ebenen wurden also an das oben erklärte Datenmodell angepasst. Mithilfe des Zeit-Tools von ArcGIS 10 konnte die Entwicklung dieser Ebenen mit ArcMap visualisiert werden. Dieses Tool erlaubt es, zu jedem gewünschten Zeitpunkt eine Karte zu visua- lisieren (Abb.1). Der zweite Prototyp wurde speziell für einen anderen Arbeitsbereich entwickelt und ist auf dessen Bedürf- nisse zugeschnitten. Die kantonale Denkmalpflege, die ebenfalls ein Interesse an der Problematik bekundete, hat uns ihre Daten zur Verfügung gestellt. Ausgehend vom gleichen Modell haben wir eine zeitliche Daten-bank installiert und auch hier konnte die Entwicklung der Daten mithilfe der ArcGIS-Tools visualisiert werden (Abb. 2).

Schlussbemerkung

Dieses zeitliche Datenmodell ist durchaus zufriedenstel-lend was die kartografische Abbildung und die Daten-bankabfrage anbelangt. Dennoch bleibt es eine blosse Annäherung, ein erster Schritt, in Richtung Verwaltung der zeitlichen Komponente in den GIS. Das Ziel der

Fachleute von SEMO ist, ein zum Zeitpunkt X bestehen-des GIS komplett zu rekonstruieren und zwar mit den früher geltenden topologischen Regeln, den damals geltenden geometrischen Konstruktionsregeln und dem Datenmodell jener Zeit. Die Fachleute wollen nicht nur frühere Zustände von Objekten visualisieren, sondern auch die eigentliche Struktur der GIS rekonstruieren. So könnten nicht nur die historischen Informationen auf den Objekten erhalten werden, sondern die Entwick-lung im GIS-Bereich an sich wäre zurückverfolgbar. Die historisierende Datenbank würde mit der Arbeitsdaten-bank zu einer einzigen vereint, was dem idealen Auf-bau einer Datenbank entsprechen würde, welche zeitli-che Aspekte abbildet. Leider ist es zum jetzigen Zeit-punkt unmöglich, eine solche Datenbank zu konzipieren oder profitabel zu nutzen. Deshalb ist es so wichtig, erste Modelle zu entwickeln – nur so können die Be-dürfnisse erkannt und aufgezeigt werden. Das oben vorgestellte Modell entspricht den Vorstellungen und Wünschen weiter Kreise und stellt zum jetzigen Zeit-punkt ein geeignetes Mittel dar, um die Objekthistorie nutzbringend auszuwerten und zu erhalten. Auch wenn ein ausgefeilteres Modell einfacher und effizien-ter in der Handhabung wäre, ist dies nicht für alle Anwendungen zwingend nötig. Als erste Annäherung genügt die vorliegende Variante den Ansprüchen verschiedener Bereiche vollauf und ist ohne grossen Aufwand umzusetzen. Das Modell wird im Laufe des Jahres 2012 für bestimmte Geodaten der amtlichen Vermessung einsatzbereit sein.

Weitergehende Informationen: www.ge.ch / semo /4d

Claire Medici Studentin der Ecole nationale des sciences géographiques (ENSG), Paris

Laurent NiggelerDirecteur et géomètre cantonal Service de la mensuration officielle – République et canton de Genè[email protected]

Verarbeitungsstelle

automatischer Informationstransfer

manueller

Informationstransfer

Skript

GIS

bestehende Datenbank

neue, temporäre Datenbank

Abbildung 3

18 cadastre · 8 · April 2012

Mitteilungen

Statistische Angaben über die amtliche Vermessung, Stand 31. 12. 2011

Für das Jahr 2011 sind wie bereits im Vorjahr keine aussergewöhnlichen Ergebnisse

zu verzeichnen. Die Zunahme der digital vorliegenden Flächen verläuft wie geplant.

Entwicklung des Stands der amtlichen Vermessung

Die vorliegenden Flächen in einem VAV 1-konformen Standard (AV93 und provisorische Numerisierung PN 2) konnte gegenüber dem Vorjahr wiederum erhöht werden.Die Zunahme von 3.1 % ist jedoch 1.5 % tiefer als im Vorjahr.Betrachtet man den Zuwachs der letzten vier Jahre (2008 – 2011), beträgt dieser beim Standard AV93 13.1 % und beim Standard PN 2.7 %. Die jährliche Zunahme liegt im Schnitt bei knapp 4 %.

Der Anteil der in VAV-konformen Standards vorliegen-den Flächen ist unter anderem als Ersatz von provisorisch anerkannten Gebieten gewachsen (-1.0 %). Der Anteil der unvermessenen Fläche der Schweiz ist auf unter 14 % gesunken. Betrachtet man die unvermessene Flä-che der letzten vier Jahre, hat sich diese um mehr als 2 % verringert.Vielleicht können wir im Jubiläumsjahr «100 Jahre Amt-liche Vermessung Schweiz» bei der Fläche im Standard AV93 die 50 % Marke knacken.

1 Verordnung über die amtliche Vermessung (VAV), SR 211.432.2

2 Erklärung der verschie-denen Standards, s. Seite 21

Tabelle: Änderungen beim Standard der Vermessung im Jahr 2011 / Informationsebene «Liegenschaften»

AV93 PN VN TN HG GR ps zu verm. Seen Total

+ 2.9 % + 0.2 % - 0.2 % - 0.4 % - 0.5 % - 0.3 % - 1.0 % - 0.7 % 0.0 % 0.0 %

Grafiken: Entwicklung des Stands der Vermessung / Informationsebene «Liegenschaften»Stand beim Plan für das Grundbuch

AV93 PN VN TN HG GR ps nv See Gl* Total in %

07.10.1993 01.11.1994 30.06.1995 01.04.1996 01.05.1997 01.01.1998 30.06.1999 31.12.1999 30.06.2000 31.12.2000 30.06.2001 31.12.2001 30.06.2002 31.12.2002 31.12.2003 31.12.2004 31.12.2005 31.12.2006 31.12.2007 31.12.2008 31.12.2009 31.12.2010 31.12.2011

– 0.0 % 0.1 % 0.1 % 1.2 % 1.6 % 4.9 % 6.4 % 7.9 % 9.2 %

10.7 % 12.5 % 13.4 % 16.9 % 21.6 % 24.6 % 27.1 % 29.0 % 34.1 % 36.6 % 40.1 % 44.3 % 47.2 %

– 0.1 % 0.1 % 0.1 % 0.5 % 0.6 % 1.7 % 3.9 % 4.5 % 5.2 % 5.4 % 5.8 % 6.0 % 6.4 % 8.9 % 9.5 %

11.1 % 11.4 % 12.4 % 13.7 % 14.4 % 14.8 % 15.1 %

0.9 % 2.1 % 2.5 % 3.3 % 4.6 % 5.6 % 5.9 % 6.2 % 5.8 % 5.6 % 5.6 % 5.4 % 5.4 % 5.1 % 4.6 % 4.6 % 4.3 % 4.3 % 4.2 % 3.6 % 3.1 % 2.9 % 2.6 %

17.8 % 20.2 % 20.7 % 17.3 % 19.4 % 19.3 % 17.9 % 17.5 % 17.2 % 16.4 % 15.8 % 15.3 % 14.8 % 13.0 % 11.0 % 10.2 %

9.5 % 9.2 % 7.5 % 7.0 % 5.8 % 4.8 % 4.4 %

25.3 % 24.6 % 24.4 % 27.1 % 24.5 % 25.3 % 24.9 % 23.0 % 21.9 % 21.3 % 20.9 % 20.0 % 19.8 % 19.1 % 16.7 % 15.3 % 13.7 % 12.7 % 10.5 %

9.4 % 8.2 % 6.8 % 6.3 %

9.3 % 8.2 % 8.2 % 8.8 % 8.6 % 7.7 % 7.3 % 7.2 % 6.8 % 6.7 % 6.5 % 6.4 % 6.3 % 6.2 % 5.9 % 5.9 % 5.8 % 5.3 % 4.0 % 3.8 % 3.6 % 2.9 % 2.7 %

15.7 % 15.4 % 15.3 % 15.0 % 14.1 % 13.6 % 13.6 % 13.1 % 12.9 % 12.7 % 12.5 % 12.3 % 12.1 % 12.0 % 10.5 %

9.9 % 8.9 % 8.6 % 8.1 % 7.1 % 6.6 % 6.0 % 4.9 %

27.9 % 25.6 % 25.0 % 24.6 % 23.4 % 22.4 % 20.3 % 18.9 % 19.1 % 19.0 % 18.5 % 19.0 % 19.0 % 18.2 % 17.5 % 16.7 % 16.5 % 16.3 % 16.1 % 15.7 % 15.0 % 14.3 % 13.6 %

3.1 % 3.1 % 3.1 % 3.1 % 3.1 % 3.1 % 2.8 % 3.3 % 3.3 % 3.3 % 3.3 % 3.2 % 3.2 % 3.2 % 3.2 % 3.2 % 3.2 % 3.2 % 3.2 % 3.1 % 3.1 % 3.1 % 3.1 %

–0.7 % 0.7 % 0.7 % 0.7 % 0.7 % 0.7 % 0.7 % 0.7 % 0.7 % 0.7 %

– – – – – – – – – –––

100.0 % 100.0 % 100.0 % 100.0 % 100.0 % 100.0 % 100.0 % 100.0 % 100.0 % 100.0 % 100.0 % 100.0 % 100.0 % 100.0 % 100.0 % 100.0 % 100.0 % 100.0 % 100.0 % 100.0 % 100.0 % 100.0 % 100.0 %

* Gletscher ab 31. 12. 2001 unter «nicht vermessen»

Tabelle: Fläche der anerkannten Vermessungen

07.10.1993

01.11.1994

30.06.1995

01. 04.1996

01. 05.1997

01. 01.1998

30. 06.1999

31.12.1999

30. 06.2000

31.12.2000

30. 06.2001

31.12.2001

30. 06.2002

31.12.2002

31.12.2003

31.12.2004

31.12.2005

31.12.2006

31.12.2007

31.12.2008

31.12.2009

31.12.2010

31.12.2011

100%

90%

80%

70%

60%

50%

40%

30%

20%

10%

0%

PN15.1 %

VN2.6 %

TN4.4 %

HG6.3 %

GR2.7 %

ps4.9 %

nv13.6 %

See 3.1 %

AV93 47.2 %

Grafik links: Entwicklung der amtlichen Vermessung 1993 – 2011

Grafik rechts: Stand der amtlichen Ver-messung per 31. 12. 2011

cadastre · 8 · April 2012 19

Stand der amtlichen Vermessung pro Kanton der Informationsebene «Liegenschaften»

Bei einem Viertel der Kantone liegt der Flächenanteil der Daten im Standard AV93 der Informationsebene «Liegenschaften» bei über 90 %. Rund ein Drittel der Kan-tone verfügen flächendeckend über eine AV in den Standards AV93 oder PN.

Grafik: Stand der amtlichen VermessungStand der Informationsebene «Liegenschaften»

In % des Totals bzw. der Gesamtfläche

CH

NWOWURBSARZGAISHBLGLSGTGZHLUSOGRSZ

AGBEFRJUGEVDNETI

VS

FL

0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 %

AV93 PN VN TN HG GR ps nv See

Tabelle: Stand der amtlichen VermessungStand der Informationsebene «Liegenschaften»

AV93 PN VN TN HG GR ps nv See TotalAV93-

Standard

ha

Prov. numerisiert (gr, hg, tn, ps)

ha

Voll- numerisch

ha

Teil- numerisch

ha

Halb- graphisch

ha

Graphisch

ha

prov. anerkannt

ha

noch nicht vermessen

ha

See

ha ha

CH 1'948'451 624'658 109'343 182'145 259'318 110'516 202'694 560'900 129'884 4'127'909

NW 24'147 – – – – – – – 3'448 27'595

OW 47'872 – – – – – – – 1'186 49'058

UR 104'954 – – – – – – – 2'111 107'065

BS 3'697 – – – – – – – – 3'697

AR 24'284 – – – – – – – – 24'284

ZG 20'716 – – – – – – – 3'158 23'874

AI 12'982 4'266 – – – – – – – 17'248

SH 6'497 23'342 – – – – – – – 29'839

BL 15'026 36'583 164 – – – – – – 51'773

GL 64'776 3'228 – – 529 – – – – 68'533

SG 194'431 690 – – – – – – 3'245 198'366

TG 73'397 11'434 70 – – – 154 1'337 – 86'392

ZH 150'299 – 779 1'876 7'508 – 18 5'158 7'246 172'884

LU 57'804 71'504 690 3'451 7'730 146 – 1'381 6'562 149'268

SO 64'004 – – 40 1'030 577 11'820 – – 77'471

GR 520'310 – 2'345 62'819 11'276 67'954 – 45'831 – 710'535

SZ 26'351 30'260 425 259 3'878 14'605 – 8'688 6'314 90'780

AG 90'899 6'969 8 178 41'513 – – 811 868 141'246

BE 201'849 195'342 866 19'534 14'892 12'022 16'822 123'745 12'099 597'171

FR 42'811 49'861 5'288 2'711 8'918 141 49'278 – 8'027 167'035

JU 48'609 1'527 1'405 5'061 7'603 – 19'636 – – 83'841

GE 12'757 – 699 3'492 7'525 – – – 3'735 28'208

VD 12'454 151'533 53'917 8'322 2'915 119 52'912 – 39'885 322'057

NE 26'689 – – – – – 44'977 – 8'590 80'256

TI 43'561 36'307 42'026 38'848 8'877 14'952 96 89'944 5'164 279'775

VS 57'275 1'812 661 35'554 135'124 – 6'981 284'005 1'062 522'474

FL 4'611 – 1'029 – 9'474 – 952 – – 16'066

20 cadastre · 8 · April 2012

Stand der amtlichen Vermessung in den VAV-konformen Standards AV93 und PN (sämtliche Informationsebenen)

60 % der zu vermessenden Fläche der Schweiz liegt in den Standards AV93 oder PN vor. Der Anteil an laufenden Arbeiten beläuft sich auf rund 26 %.Bei vier Kantonen liegt der Anteil der Flächen im VAV-konformen Standard (anerkannt oder laufend) unter 75 %. Dies ist ein Kanton weniger als im Vorjahr.

Grafik: Stand AV93 und PN pro Kanton (sämtliche Informationsebenen)

In % der zu vermessenden Fläche (= Gesamtfläche – Seefläche)(bezogen auf die kalkulatorischen Hektaren)

CH

ARBSZG

NWUR

OWGLTGSOAI

SGNEZHSZSHJUGRAGLUFRBEBLTI

GEVSVD

FL

0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 %

AV93 anerkannt AV93 laufend PN anerkannt PN laufend

Tabelle: Stand AV93 und PN pro Kanton (sämtliche Informationsebenen)

AV93 anerkannt

AV93 laufend

PN anerkannt

PN laufend

Total zu verm. Fläche

ha

CH 51.1 % 26.2 % 8.1 % 0.3 % 85.8 % 3'998'025

AR 100.0 % – – – 100.0 % 24'284

BS 100.0 % – – – 100.0 % 3'697

ZG 100.0 % – – – 100.0 % 20'716

NW 100.0 % – – – 100.0 % 24'147

UR 100.0 % – – – 100.0 % 104'954

OW 99.7 % 0.3 % – – 100.0 % 47'872

GL 95.9 % 2.1 % 2.0 % – 100.0 % 68'533

TG 80.5 % 6.4 % 13.2 % – 100.0 % 86'392

SO 77.0 % 23.0 % – – 100.0 % 77'471

AI 74.0 % 7.2 % 18.8 % – 100.0 % 17'248

SG 97.5 % – 2.0 % – 99.4 % 195'121

NE 40.6 % 58.3 % 0.1 % – 99.1 % 71'666

ZH 87.9 % 7.9 % 2.0 % – 97.8 % 165'638

SZ 30.1 % 38.8 % 28.9 % – 97.8 % 84'466

SH 22.5 % 33.2 % 40.3 % – 96.0 % 29'839

JU 57.0 % 35.9 % 1.1 % – 94.0 % 83'841

GR 74.2 % 19.6 % – – 93.7 % 710'535

AG 67.0 % 20.8 % 1.8 % – 89.6 % 140'378

LU 65.9 % 20.4 % 1.8 % – 88.1 % 142'706

FR 30.3 % 33.1 % 16.7 % 1.4 % 81.5 % 159'008

BE 36.3 % 23.0 % 15.8 % 1.0 % 76.1 % 585'072

BL 43.2 % 3.5 % 28.4 % – 75.0 % 51'773

TI 23.4 % 44.3 % 4.6 % 0.6 % 72.9 % 274'611

GE 53.4 % – 2.7 % – 56.2 % 24'473

VS 19.1 % 36.6 % 0.2 % – 55.9 % 521'412

VD 8.1 % 6.3 % 25.7 % 1.1 % 41.1 % 282'172

FL 26.5 % 64.9 % 0.1 % – 89.2 % 16'066

cadastre · 8 · April 2012 21

Stand der Vermessungen in den Baugebieten

Die Ergebnisse lassen keine signifikanten Veränderungen gegenüber dem Vorjahr erkennen.Bei 22 Kantonen fehlen weniger als 25 % für den Abschluss der Vermessungen in einem VAV-konformen Standard der Bau-gebiete.Trotz der geringen Veränderung ist auch in diesem Bereich ein positiver Trend über die vergangenen Jahre ersichtlich.

Eidgenössische Vermessungsdirektion

Grafik: Stand der Vermessung in den überbauten Gebieten / Informationsebene «Liegenschaften»Stand beim Plan für das Grundbuch in den Baugebieten

BS

NW

UR

OW

AR

ZG

SG

ZH

GR

SO

BL

NE

TG

AI

BE

JU

AG

GL

SZ

VS

FR

LU

TI

SH

VD

GE

FL

0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 %

AV93 % (BZ I) PN % (BZ I)

Tabelle: Gesamtfläche BZ I pro Kanton

Fläche BZ I

(ha)

CH 251'662

BS 3'696

NW 1'503

UR 1'256

OW 2'469

AR 1'460

ZG 2'478

SG 20'499

ZH 28'336

GR 9'013

SO 10'338

BL 8'172

NE 5'367

TG 9'318

AI 473

BE 23'940

JU 4'355

AG 22'624

GL 1'856

SZ 5'085

VS 18'944

FR 10'992

LU 9'706

TI 12'186

SH 2'640

VD 26'409

GE 8'547

FL 3'246

Beitragszone I (BZ I)Die Fläche in der Beitrags-zone I umfasst überbaute Gebiete und Bauzonen. In der Regel entsprechen demnach die Flächen der Beitragszone I den Bauzo-nen gemäss kommunalem Zonenplan.

Verschiedene Standards der amtlichen Vermessung

Abkürzung Bedeutung Qualität

nv Nicht vermessen Unvermessene Gebiete

ps Provisorisch anerkannt Vor 1919 gemäss kantonalen Richtlinien erstellte grafische Pläne

GR Grafisch Grafische Pläne gemäss den eidgenössischen Vorschriften von 1919

HG Halbgrafisch Grafische Pläne gemäss den eidgenössischen Vorschriften von 1919, für Polygonpunkte (Fixpunkte) wurden Koordi -naten berechnet

TN Teilnumerisch Grafische Pläne gemäss den eidgenössischen Vorschriften von 1974, Polygon- und Grenzpunkte in digitaler Form

VN Vollnumerisch Digitale Daten gemäss den eidgenössischen Vorschriften von 1974, sämtliche Punkte in digitaler Form

PN Provisorisch numerisiert Ab Originalplan digitalisierte Daten gemäss den eidgenössischen Vorschriften von 1993 (VAV), Stuktur ent -spricht AV93

AV93 Amtliche Vermessung 1993

Digitale Daten gemäss den eidgenössischen Vorschriften von 1993 (VAV)

22 cadastre · 8 · April 2012

100 Jahre Amtliche Vermessung Schweiz – 9. Mai 2012: Jubiläumsauftakt auf dem Bundesplatz in Bern

Am kommenden 9. Mai findet in Bern auf dem Bundesplatz von 11 bis 17 Uhr die offizielle

Eröffnung des Jubiläums 100 Jahre Amtliche Vermessung Schweiz statt. Sind Sie dabei?

Vielleicht im Rahmen Ihres diesjährigen Büroausfluges? Ein vielfältiges und spannendes Angebot

erwartet Sie.

Im Mittelpunkt des Jubiläumsauftakts steht das breite Publikum. Fachleute zeigen, welche Rolle die amtliche Vermessung im Alltag spielt. Die amtliche Vermessung zeigt sich aber auch humorvoll. Die bekannte Radio- und Fernsehfrau Mona Vetsch wird durch den Tag führen und dabei vielleicht auch das eine oder andere Interview mit Gästen, Besuche-rinnen und Besuchern führen – vielleicht auch mit Ihnen?

Die Sondermarke wird erstmals präsentiert

Am Vormittag wird das Sujet «unserer» Sondermarke durch den Schirmherrn des Jubiläums, alt Bundesrat Samuel Schmid, und Peter Hasler, Verwaltungsrats-präsident Die Schweizerische Post, feierlich enthüllt. Bei der Sonderpoststelle auf dem Bundesplatz können Sie nebst der Briefmarke auch den passenden Erst-tagsumschlag oder die Ansichtskarte mit dem Marken-sujet kaufen. Und vom anwesenden Grafiker und Künstler Ricco Meierhofer – lesen Sie das Interview mit ihm auf Seite 24 – gleich handsignieren lassen (Autogrammstunde: 13.30 Uhr). Sie haben auch die Möglichkeit Ihre individuellen Belege mit der Sonder-marke und dem Sonderstempel versenden zu lassen. Die Sondermarke darf nämlich genau ab dem 9. Mai 2012 als Frankatur verwendet werden.

Das Bundeshaus vermessen? Die Ausstellung «100 Jahre Amtliche Vermes-sung Schweiz» macht’s möglich

Auf rund 100 Quadratmetern werden Jung und Alt Gelegenheit haben, unter kundiger Anleitung selber einmal Hand an die Vermessungsinstrumente zu legen und das Bundeshaus zu vermessen. Daneben ist in der Ausstellung viel Interessantes über die amtliche Ver-messung zu erfahren: Wie so ein Grenzzeichen eigent-lich aussieht, das im Boden verlegt ist, wie die Grund-buchpläne früher ausgesehen haben und vieles mehr. Auch können Sie die Daten der amtlichen Vermessung gleich vor Ort online anschauen! Testen Sie Ihr Wissen beim Quiz – es winken attraktive Preise.

Das grösste Puzzle der Schweiz wird auf dem Bundesplatz zusammengesetzt und ist begehbar

Geomatiklernende der Baugewerblichen Berufsschule Zürich werden ab 11.30 Uhr das rund 400-teilige Puzzle der Amt lichen Vermessung Schweiz – mit 350 m2 das Grösste der Schweiz – zusammensetzen. Ist vielleicht auch ein Lernender Ihres Betriebes dabei?

Kennen Sie das Projekt «Rollstuhlpark- platz.ch»?

Beim Stand «Rollstuhlparkplatz.ch» erfahren Sie alles über Behindertenparkplätze1. Dahinter steht ein Pro-jekt, das sich am 9. Mai ebenfalls erstmals der Öffent-lichkeit vorstellt und zeigt, wie die Geometer in einer einzigartigen Aktion weitgehend alle Behindertenpark-plätze der Schweiz auf Basis der amtlichen Vermes-sung effi zient erfassen. Auf einem Onlinedienst findet man als Rollstuhlfahrer rasch Parkmöglichkeiten. Für unterwegs gibt es eine Mobile App. Davon profitiert auch Heinz Frei, gelernter Vermessungszeichner und Rennrollstuhlsportler. Der 14-fache Olympiasieger und Weltrekordhalter wird vor Ort sein und über seine sportlichen Erfolge aber auch über die Alltagsschwie-rigkeiten eines körperlich behinderten Menschen er-zählen.

Was passiert am Tag der Amtlichen Ver-messung Schweiz vom 12. Mai 2012 in den Kantonen?

In allen Kantonen finden Aktivitäten zum Thema «Mittelpunkt» statt. Dies kann die Begehung des geo-grafischen Mittelpunkts des Kantons sein; oder die amtliche Vermessung steht an diesem Tag ganz einfach im Mittelpunkt. Was in Ihrem Kanton stattfinden wird, können Sie ebenfalls auf dem Bundesplatz erfahren.

Ein vielfältiges Angebot erwartet Sie

Möchten Sie nicht mit leeren Händen heimkehren? Dann schauen Sie doch beim Verkaufsstand mit Jubi-läumsartikeln vorbei. Versuchen Sie Ihr Glück beim Glücksrad. Für die jungen Besucherinnen und Besu-cher gibt es einen Ballon und wer möchte, kann beim Ballonflugwettbewerb mitmachen.

1 Vgl. auch «cadastre» Nr. 7, Dezember 2011

cadastre · 8 · April 2012 23

Was das Kulinarische anbelangt, deuten «Il Risotto», «D’Bratwurscht» und «Le Dessert» auf die Vielfalt der Schweiz hin. Ist nach dem Essen eine kurze Pause an-gesagt? Dann kommen Sie doch in die Schreckmümp-feli-Ecke 2! Ein bequemer Sessel und spannende Kurz-geschichten rund ums Thema «Grenzen» warten auf Sie im grossen Festzelt.

Die von der Vernissage bereits bekannte und geschätz-te Musikformation «Swiss-German-Dixie-Corporation» sorgt zudem – wetterunabhängig – für gute Stimmung.

100 Jahre Amtliche Vermessung Schweiz – dieses Jubi-läum ist eine grosse Feier wert. Kommen Sie auf den Bundesplatz und nutzen Sie die Gelegenheit, Fachkolle-ginnen und -kollegen zu treffen. Wir freuen uns auf ein stimmungsvolles und sicher absolut einmaliges Fest. Schön, wenn Sie dabei sind!

Elisabeth Bürki GygerProjektleiterin «100 Jahre Amtliche Vermessung Schweiz»Eigenössische Vermessungsdirektionswisstopo, [email protected]

100 Jahre Amtliche Vermessung Schweiz

Mittwoch, 9. Mai 2012, 11 – 17 Uhr Jubiläumsauftakt auf dem Bundesplatz

Ausgabetag der Sondermarke «100 Jahre Amtliche Vermessung Schweiz», Enthüllung durch alt Bundesrat Samuel Schmid, Sonderpoststelle

Moderation Mona Vetsch Grösstes Puzzle der Schweiz

Glücksrad, Ballonflugwettbewerb, Quiz

Swiss-German-Dixie-Corporation Il risotto, d’Bratwurscht & le dessert

Fachleute informieren über die amtliche Vermessung

www.cadastre.ch/2012

Ate

lier

Urs

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Hei

lig

SG

D

2 Eine Initiative des Fördervereins 100 Jahre Amtliche Vermessung im Kanton Bern

Die amtliche Vermessung auf 33 x 28 mmInterview mit Ricco Meierhofer, Grafiker der Sonderbriefmarke

24 cadastre · 8 · April 2012

Die Sondermarke präsentiert die Amtliche Vermessung Schweiz modern und innovativ.

Sie bietet beste Möglichkeit, auch über das Jubiläumsjahr hinaus Werbung zu machen.

Lange bevor die Jubiläumsaktivitäten festgelegt wur-den, reichten wir im Namen der Amtlichen Vermessung Schweiz das Gesuch für eine Sonderbriefmarke bei der Schweizerischen Post ein. Unsere Freude war gross, als wir die Zusage erhielten. Gleichzeitig fragten wir uns, wie das Thema «Amtliche Vermessung» auf derart kleinem Raum so umgesetzt werden kann, dass auch ein breites Publikum versteht, worum es geht – und die Briefmarke erst noch schön aussieht. Die Post lud drei Grafiker zu einem Gestaltungswett-bewerb ein. In einem Geometerbüro fand eine kurze theoretische Einführung in die amtliche Vermessung statt. Anschliessend wurden «im Feld» die Instrumente erläutert. Knappe sechs Wochen hatten die Künstler Zeit, um ihren Vorschlag bei der Post einzureichen. Eine Jury wählte den Entwurf von Ricco Meierhofer für die Umsetzung aus. Die Projektleitung war bei der Jurie-rung mit einer Stimme dabei und wurde durch Fridolin Wicki, Leiter Eidgenössische Vermessungsdirektion, und Karin Markwalder, Projektteam, vertreten.

Ricco Meierhofer, Grafik-Designer SGV SGD, führt seit über 25 Jahren ein eigenes Atelier in Winterthur und realisiert Grafikaufträge aus den unterschiedlichsten Bereichen. Wir konnten mit Ricco Meierhofer ein Inter-view führen und unter anderem unsere brennende Frage stellen, wie sich ein Laie des komplexen Themas grafisch annimmt.Übrigens, Ricco Meierhofer wird am Jubiläumsauftakt vom 9. Mai auf dem Bundesplatz in Bern anwesend sein. Ergreifen Sie die Gelegenheit und lassen Sie sich ein Ersttagskuvert vom Künstler unserer Jubiläumsbrief-marke signieren!

«cadastre»: Herr Meierhofer, Sie wurden von der Schweizerischen Post angefragt, eine Briefmarken zu entwerfen und haben den Zuschlag erhalten. Herz- liche Gratulation! Wie sind Sie das doch sehr techni-sche Thema «Amtliche Vermessung» angegangen?

«Ricco Meierhofer»: Vielen Dank – das Thema kam mir gelegen, einerseits faszinierte mich schon als Pfadfinder das Kartenlesen, andererseits kam mir auch die Erfah-rung aus meinem Erstberuf als Hochbauzeichner zugute. Zu Beginn studierte ich eingehend die vielfältigen Mess-methoden und Darstellungsmöglichkeiten der amtli-chen Vermessung. Die Vorgaben, einen Ausschnitt des schwarz-weissen Grundbuchplans als Basis zu verwen-den und die Arbeitsinstrumente des Geometers in den Vordergrund zu stellen, waren jedoch auf diesem klei-nen Format eine echte Herausforderung.

«cadastre»: Haben Sie viel Zeit für die Gestaltung auf-gewendet und waren weitere Personen beteiligt?

«Ricco Meierhofer»: Ja, es war eine intensive Zeit, zwei bis drei Wochen verwendete ich mehrheitlich für die Briefmarke. Meiner Mitarbeiterin Céline Peter und mei- ner Frau danke ich herzlich für den grossen Einsatz bei Fachdiskurs und Detailbearbeitung.

«cadastre»: Schildern Sie doch bitte Ihre Arbeitsweise: ausschliesslich oder viel Handarbeit oder zu einem grossen Teil am Computer?

«Ricco Meierhofer»: Vor 25 Jahren arbeiteten wir ganz ohne Computer im Atelier und auch heute noch ist für mich die Skizzierphase, das Herausschälen der ver-schiedenen Ideen, grundlegend. Wenn ich ohne klare Vorstellungen am Computer beginne, verliere ich zu viel Zeit mit unwichtigen Variantenschritten. Ist die Idee jedoch geboren, findet die ganze Ausführung und De- tailoptimierung am Computer statt. Bei dieser Brief- marke betrug die Arbeit am Computer etwa 75 % des gesamten Aufwands.

«cadastre»: Mit welchen Schwierigkeiten hatten Sie zu kämpfen?

«Ricco Meierhofer»: Für eine kleine Briefmarke wie für ein Weltformatplakat gelten die gleichen Gestaltungs-kriterien: beide müssen plakativ bearbeitet werden und sollen das Wesentliche deutlich hervorheben. Meine Idee war, auf dem Grundbuchplan ein Gebäude dreidi-mensional und farblich hervorzuheben. Die Suche nach einem realen Grundbuchausschnitt mit einer möglichst kompakten Gebäudekonstellation war sehr schwierig – schliesslich bin ich in der Kernzone in Winterthur-Seen fündig geworden. An Stelle der Darstellung von Mess- instrumenten wählte ich, als abstrakte Lösung, den Blick des Geometers durchs Tachymeter. Mit Hilfe der Perspek-tive konnte ich im Vordergrund einzelne Katasternum-mern und Höhenfixpunkte sogar in Briefmarkengrösse lesbar machen.

«cadastre»: Es ist uns aufgefallen, dass die Briefmarke optimal zur Farbgebung des Internetportals der Amt- lichen Vermessung Schweiz passt. Ist dies ein Zufall?

«Ricco Meierhofer»: Natürlich habe ich die Site von «cadastre» genau angesehen, die finale Farbkomposition der Briefmarke passt jedoch eher zufällig dazu. Ich wähl-te den warm-kalten Farbkontrast von hellem Gelb bis dunklem Blaugrün. Die Gebäudeflächen setzte ich dazu ins passende Licht und die rote 100 als Farbakzent.

cadastre · 8 · April 2012 25

«cadastre»: Welchen Stellenwert hat der Auftrag der Schweizerischen Post für Sie?

«Ricco Meierhofer»: An einem Briefmarkenwettbewerb der Post teilnehmen zu können und diesen auch noch zu gewinnen hat für mich einen sehr hohen Stellen-wert. Nicht Lukrativität sondern Ruhm und Ehre stehen deutlich im Vordergrund.

«cadastre»: Haben Sie gewusst, dass die Mitglieder der Partnerorganisationen bereits vor der Veröffentli-chung des Briefmarkensujets über 115 000 Exemplare bestellt haben?

«Ricco Meierhofer»: Nein, ich bin total überrascht und freue mich sehr darüber!

Wir freuen uns, dass Sie mit uns auf dem Bundesplatz sind und danken Ihnen, dass Sie sich Zeit genommen haben, unsere Fragen zu beantworten.

Elisabeth Bürki GygerProjektleiterin «100 Jahre Amtliche Vermessung Schweiz»Eigenössische Vermessungsdirektionswisstopo, [email protected]

Karin MarkwalderEigenössische Vermessungsdirektionswisstopo, [email protected]

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Vom Entwurf bis zur fertigen Sonderbriefmarke

© Die Post

26 cadastre · 8 · April 2012

BIEN AVANT QUE VOUS ROULIEZ ICI

IL A D’ABORD FALLU LES MESURES

DU GÉOMÈTRE

Géomètre: le plus discret des premiers rôles

www.geometre-vd.chFRAN

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PUISSENT VIBRER IL A D’ABORD FALLU L’ŒIL

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Die Waadtländer Geometer lancieren erstmals eine Marketing-Kampagne

Mit einer attraktiven Plakatserie und erfrischend witzigen Slogans wollen die Waadtländer

Ingenieur-Geometerinnen und -Geometer ihre Arbeit in der Öffentlichkeit bekannt machen.

Rund vierzig private Waadtländer Geometerbüros ha-ben sich zusammengeschlossen, um mit vereinten Kräf-ten eine Imagekampagne zu führen, die das Berufsbild der Ingenieur-Geometerin resp. des Ingenieur-Geome-ters einem breiteren Publikum näher bringen soll. Die Kampagne beleuchtet die zahlreichen Facetten des Geometerberufes und zeigt auf, wo die Fachleute im Alltagsleben in Erscheinung treten – gerade weil unsere Arbeit eben meist «im Verborgenen» geschieht. So steht denn die Kampagne auch unter dem Motto «Le plus discret des premiers rôles», zu Deutsch in etwa: «Die leisen Schaffer der ersten Stunde». Die Kampagne soll in der Bevölkerung auf sympathische Art für unseren Berufsstand werben, ohne dabei auf Konfrontations-kurs mit anderen Berufssparten zu gehen oder unsere Dienstleistungen zu rechtfertigen.Geplant ist, diese Kampagne über mehrere Jahre zu führen, wobei zunächst Themen von allgemeinem Interesse im Vordergrund stehen. Später möchten wir spezifisch auf jene Partner hinweisen, mit denen die Geometerbüros eine engere Zusammenarbeit pflegen. Die Vermessungsfachleute sind im täglichen Leben all- gegenwärtig, ohne dass sich Bürgerinnen und Bürger

dessen bewusst sind. Mit dieser Botschaft treten wir nicht nur in der Tages- und Fachpresse auf, sondern sie steht auch im Zentrum einer Plakatkampagne, die zwei-mal jährlich in den grösseren Städten des Kantons Waadt durchgeführt wird. Anstatt die Werbung der Initiative Einzelner zu überlas-sen, die dann womöglich trotz beträchtlichem Aufwand nur mittelmässige Resultate erzielt, haben wir uns für ein gemeinsames, breit angelegtes Auftreten entschie-den. So erhöhen wir auch das Ansehen unseres Berufs-standes insgesamt. Die ersten Rückmeldungen, die wir seit Beginn der Werbekampagne im Herbst 2011 er- halten haben, sind durchwegs positiv. Zahlreiche ermu-tigende Kommentare unserer Mitglieder bestätigen den Nutzen unseres Vorhabens, mit welchem wir auch Jugendliche ansprechen können, die vor der Berufswahl stehen.

Frédéric BonjourAssociation vaudoise des ingénieurs géomè[email protected]

BIEN AVANT QU’ILS NAGENT ICI

IL A D’ABORD FALLU QU’UN GÉOMÈTREPLONGE DANS SES

CALCULS

Géomètre: le plus discret des premiers rôles

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cadastre · 8 · April 2012 27

Kataster der öffentlich- rechtlichen Eigentums- beschränkungen – die neusten Nachrichten

Die Arbeitsgruppe der Kantone der 1. Etappe (Pilot-kantone)* trifft sich regelmässig zum Informationsaus-tausch. Das dritte Treffen fand am 31. Januar 2012 statt, und das nächste ist für den 2. Mai vorgesehen. Es ist äusserst interessant zu sehen, wie sich die Pro-jekte gegenseitig ergänzen und welche Dynamik dabei die einzelnen Partner an den Tag legen. Das Ziel einer Inbetriebnahme am 1. Januar 2014 ist und bleibt zwar ehrgeizig, aber es ist erreichbar. Die acht Pilotkantone haben ihren Umsetzungsplan erarbeitet. Auf diesem und der Strategie 2012 – 2015 basierend wurden anschliessend die Programmverein-barungen für die einzelnen Kantone erstellt. Diese wur den in der Zwischenzeit dem Vorsteher des Depar-tements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport zur Unterzeichnung vorgelegt. Die Subventionspauschale für die Pilotkantone beläuft sich für den Zeitraum 2012 – 2015 auf insgesamt 6,9 Mio. Franken. Fünf Pilotkantone haben Schwergewichtsprojekte vor-geschlagen. Hierbei handelt es sich um Themen, die von einem Kanton bearbeitet werden, deren Ergebnisse jedoch auch für die anderen Kantone von Nutzen sein können. Der Subventionierungsanteil dieser Projekte wird von Fall zu Fall festgelegt, entsprechend der Be-deutung, die die Projekte für die übrigen Kantone ha-ben. Die folgenden sechs Schwergewichtsprojekte wurden beantragt:• Situationsanalyse ÖREB-Kataster-Themen des

Bundes;• Konzept zur Verknüpfung der Datenmodelle der

ÖREB-Kataster-Themen mit dem ÖREB-Kataster- Rahmenmodell (Datenkonzept);

• Zentrale Infrastruktur für den ÖREB-Kataster;• Erfassung und Modellierung der Beziehungen

zwischen Daten und Rechtsvorschri ften;• Standarddarstellung eines Papierauszuges und

Bildschirmansicht;• Studie für einen ÖREB-Kataster mit 3D-Komponente.

Das Begleitgremium* seinerseits hat seine dritte Sit-zung am 17. Januar 2012 abgehalten. Dabei hat es den Stand der Arbeiten in den Pilotkantonen zur Kenntnis genommen und insbesondere das Informationskonzept für den ÖREB-Kataster diskutiert.

Eidgenössische Vermessungsdirektion

* Zusammensetzung und Aufgaben: www.cadastre.ch a   ÖREB-Kataster a  Themen a  Aufbau des Katasters a  Kantone der 1. Etappe resp. Begleitgremium

Personelle Änderungen bei den Verantwortlichen der kantonalen

Vermessungsaufsichten

Kanton Aargau und Kanton Luzern

Fritz Nick, Kantonsgeometer der Kantone Aargau und Luzern ist am 18. November 2011 verstorben.

Kanton Aargau

Christian Gamma wurde per 1. März 2012 zum neuen Leiter des Vermessungsamtes und Kantons-geometer ernannt.

Kanton St. Gallen

Fredy Widmer, Kantonsgeometer und Leiter der Abteilung Vermessung, wird per Ende Mai 2012 in den Ruhestand treten.

Eidgenössische Vermessungsdirektion

28 cadastre · 8 · April 2012

Nachruf Fritz Nick, Kantonsgeometer Aargau und Luzern25. März 1953 bis 18. November 2011

Am 18. November 2011 wurde Fritz Nick, Kantonsgeometer der Kantone Aargau

und Luzern, im Alter von 58 Jahren völlig unerwartet aus dem Leben gerissen.

Unsere Betroffenheit ist gross. Fritz Nick wird uns spürbar fehlen.

Fritz Nick hat an der Eidgenössischen Tech-nischen Hochschule Zürich (ETHZ) studiert und im November 1979 mit dem Diplom als Kulturingenieur ETH das Studium abge-schlossen. Nach einem Praktikum und er- folgreicher Prüfung hat er im Oktober 1982 das Patent als Ingenieur-Geometer erwor-ben. Im Januar 1983 erfolgte der Eintritt in die Dienste des Kantons Aargau als Adjunkt im Vermessungsamt. Im November 1985 wurde er Stellvertreter des Kantonsgeome-ters und am 1. Oktober 1988 Kantonsgeo-meter des Kantons Aargau. Seit 2007 war Fritz Nick auch für den Kanton Luzern als Kantonsgeometer tätig. Zuerst als Unter-stützung, ab April 2008 basierend auf einer Vereinbarung zwischen den beiden Kan- tonen.Fritz Nick zeichnete sich durch eine ausser-gewöhnlich grosse Einsatzbereitschaft und hohe Kundenorientierung aus. Er führte das Vermessungsamt des Kantons Aargau um-sichtig und kompetent. Legendär war sein unwahrscheinliches Gedächtnis. Kam in Gesprächen mit ihm eine Frage auf, zog er den entsprechenden Ordner aus dem Regal und fand das Gesuchte innert Kürze. Ver-besserungsbedarf wurde von ihm erkannt und angegangen. Seine Beiträge waren fun-diert und zielorientiert.Die Zusammenarbeit mit den Nachführungs-geometern war geprägt von einem Mitein-ander. Noch am Tag vor seinem Tod fand das jährliche Treffen des Vermessungsamts mit den Nachführungsgeometern und de-ren leitenden Angestellten statt. Am Treffen wurde festgehalten, dass die Nachführung der amtlichen Vermessung ordnungsgemäss und gewissenhaft erfolgt. Die jährlichen Kontrollen, welche Fritz Nick eingeführt und jährlich durchgeführt hat, haben sich in jeder Beziehung positiv ausgewirkt. Es herrschten eine gute Atmosphäre und ein reger Aus-tausch. Mit der Eidgenössischen Vermessungsdirek-tion gestaltete sich die Zusammenarbeit im-mer sehr konstruktiv. Fritz Nick wurde auch auf Bundesebene geschätzt und war aner-kannt.

Fritz Nick war viele Jahre lang Mitglied der Honorarkommission (HOKO) der Konferenz der Kantonalen Vermessungsämter (KKVA). Er schätzte dabei die Arbeit mit den Vertre-tern der Ingenieur Geometer Schweiz (IGS) sehr. Ebenfalls seit mehreren Jahren enga-gierte sich Fritz Nick als Experte am Staats-examen für Inge nieur-Geometerinnen und -Geometer. Im Jahr 2008 wurde er zudem vom Bundesrat als Mitglied der Eidgenössi-schen Kommission für Ingenieur-Geomete-rinnen und -Geometer gewählt.Fritz Nick hat während 30 Jahren für die amtliche Vermessung des Kantons Aargau viel geleistet. Seine Verdienste können kaum gebührend gewürdigt werden. Viele gute Erinnerungen bleiben uns. Wir denken dankbar an die gemeinsame Zeit zurück.

Andreas Bamert-RizzoAbteilung Register und Personenstand, [email protected]

Christian GammaVermessungsamt, [email protected]

Fritz Nick

cadastre · 8 · April 2012 29

Kreisschreiben und Express: jüngste Veröffentlichungen

Kreisschreiben

für wichtige Präzisierungen von gesamtschweizerisch anwendbaren rechtlichen Vorschriften

Datum Thema

28. 12. 2011 Kreisschreiben AV 2011 / 07 Honorarordnungen für Arbeiten in der amtli-chen Vermessung: Anpassungen per 1. Januar 2012

Express

für allgemeine Informationen und Umfragen

Datum Thema

14. 12. 2011 AV-Express 2011 / 13Jahresbericht 2011, Programmvereinbarung 2012 – 2015, Leistungsvereinbarung 2012

21. 12. 2011 ÖREB-Kataster-Express 2011 / 02Programmvereinbarung 2012 – 2015 für den ÖREB-Kataster (für die Pilotkantone)

12. 01. 2012 AV-Express 2012 / 01«CadastralWebMap» – ein neuer Dienst der amtlichen Vermessung: Umfrage

12. 01. 2012 AV-Express 2012 / 02AV-WMS-Zugriff für Ingenieur-Geometerinnen und -Geometer: Umfrage

27. 01. 2012 AV-Express 2012 / 03Aufheben von Kreisschreiben per 1. Januar 2012

Amtliche Vermessung ÖREB-Kataster

Die Dokumente selbst sind auf dem Portal www.cadastre.ch a Amtliche Vermessung resp. a ÖREB-Kataster abrufbar.

Eidgenössische Vermessungsdirektion

Veranstaltungen und Weiterbildung

Kataster der öffentlich- rechtlichen Eigentums- beschränkungen: Kurs beim BIZ-Geo

«Nutzende der Katasterdaten verlangen vermehrt nach Raumdaten, die alle raum-bezogenen Rechts verhältnisse und bau- lichen Anlagen abdecken. Die privatrecht- lichen Eigentumsbeschränkungen sind im Grundbuch inklusive amtliche Vermessung festgelegt. Für die öffentlich-rechtlichen Eigentumsbeschränkungen (Raumplanung, Umwelt etc.) soll ein neuer Kataster ge-schaffen werden.»

Der zweitägige Kurs ist ein Teil des Moduls «Landmanagement» und findet das nächste Mal im Februar 2013 statt. Die Teilnehmer-zahl ist beschränkt, melden Sie sich daher bereits heute an! Bei Bedarf führt das Bildungszentrum Geo-matik Schweiz den Kurs auch ausserhalb des ordentlichen Kursprogramms durch. Weitere Informationen über Kursziel und Inhalt finden Sie unter www.biz.geo.ch a Angebote a Kurse a Geomatik-, Vermes-sung- und Ingenieurbereich (ÖREB)

Andy ReimersBildungszentrum Geomatik [email protected]

Per gli interessati di lingua italiana:

Il corso non viene pro-posto attualmente in Ticino. All’occorrenza il centro di formazione Geomatica Svizzera è tuttavia disposto a organizzarlo anche in Ticino.

www.biz.geo.ch a   Citare a  Modulo op- zionale a  Gestione territoriale a  RDPP

30 cadastre · 8 · April 2012

Diverses

Jean-Paul Miserez tritt in den Ruhestand

Am 1. April 2003 nahm Jean-Paul Miserez seine Tätig-keit bei der Eidgenössischen Vermessungsdirektion (V+D) auf – nein, nein, das ist kein Witz, auch wenn diejeni-gen, die Jean-Paul gut kennen, wissen, dass es ihm an Humor nicht fehlt! Ende Juni 2012 nun wird er uns ver-lassen, um in den wohl verdienten Ruhestand zu treten. Statt von Delémont nach Bern zu pendeln wird er nun viel Zeit finden, die Ruhe und Schönheit seines geliebten Juras zu geniessen. Zudem wird er sich nun voll und ganz seinem zweiten «Metier» als Grossvater widmen können! Ende Juni wird sich jedoch kein Grossvater verabschie-den, sondern vielmehr der Vater … des Katasters der öffentlich-rechtlichen Eigentumsbeschränkungen kurz ÖREB-Kataster! Gleich nach seinem Eintritt in die V+D hat er dieses überaus wichtige Projekt – das Dossier beinhaltete fast nur ein leeres, weisses Blatt – an die Hand genommen. Dank seiner Beharrlichkeit und seines Verhandlungsgeschicks ist es ihm gelungen, dieses sehr anspruchsvolle Vor haben zu konkretisieren und die Um-setzungsphase einzuläuten. Als Leiter der Arbeitsgruppe SIDIS (Système d‘informa- tion sur les droits à incidence spatiale) erarbeitete Jean-Paul, zusammen mit den Mitgliedern, die für die ge-naue Funktionsweise und Organisation dieses Katasters notwendigen Grundlagedokumente aus. Diese Grund-sätze wurden mit der am 2. September 2009 vom Bun-desrat verabschiedeten Verordnung über den Kataster der öffentlich-rechtlichen Eigentumsbeschränkungen (ÖREBKV) in der Schweizerischen Gesetzgebung veran-kert. Damit hat Jean-Paul über die Schweiz hinaus Pio-nierarbeit geleistet; wir sind eines der allerersten Länder, das einen solchen Kataster einführt. Die ersten konkreten Schritte bei der Umsetzung des ÖREB-Katasters – Auswahl der Pilotkantone, Erarbeitung der ersten Strategie, Einsetzen des Begleitgremiums – hat Jean-Paul noch vor seinem Ruhestand initiiert. Be-stimmt wird er auch künftig ein Auge auf «sein Bébé» haben. Es ist nun an uns, es «wachsen und gedeihen» zu lassen und das Projekt erfolgreich umzusetzen.Nebst dem Projekt ÖREB-Kataster hat Jean-Paul auch die Aufgabe des Kantonsgeometers des Kantons Obwalden übernommen. Wussten Sie übrigens, dass er der erste Kantonsgeometer des 1979 gegründeten Kantons Jura war? Somit hat er – nachdem er als Ingenieur-Geometer «an der Spitze» des jüngsten der Schweizer Kantone gestanden hatte – mit seiner Tätigkeit für einen der Gründungskantone der Eidgenossenschaft sozusagen den Kreis geschlossen. Mehrere Kantone konnten auch von seinen Ratschlägen und seiner Erfahrung im Rahmen der Oberaufsicht pro-fitieren. Dabei wurden seine Talente als Verhandlungs-führer (oder gar als Mediator!) bisweilen auf eine harte Probe gestellt.

Jean-Paul hat stets und gerne sein Wissen geteilt und an seine Kolleginnen und Kollegen ebenso wie an den Nach-wuchs unseres Berufsstandes weitergegeben. Ganz gleich ob es Artikel in Fachzeitschriften, Vorträge an Seminaren und Kongressen oder Kursangebote für Studierende und im Rahmen verschiedenster Fortbildungen waren, er hat stets mit Begeisterung sein Wissen vermittelt. Die Zu-kunft des Geometerberufs und dessen weitere Ausgestal-tung lagen ihm ebenfalls am Herzen, und wir haben von seinen vielen nützlichen Ideen und Überlegungen sehr profitiert. So verdanken wir ihm auch die Einrichtung des Geometerregisters. Mit seiner Achtsamkeit gegenüber Fragen im Zusammenhang mit der Verantwortlichkeit der Ingenieur-Geometerin und des Ingenieur -Geometers und der Berufsethik, schlug er vor – wie in Kanada, Frankreich und Belgien bereits erfolgreich umgesetzt – ein Register zu schaffen, das klar die Berufspflichten festlegt. Bei alledem hat Jean-Paul niemals die Vergangenheit und die Geschichte aus dem Blick verloren. Er hat herausra-gende Kenntnisse über die Entwicklung unseres Berufs-standes und des Grundeigentums von dessen Ursprüngen bis heute. Um sich davon zu überzeugen, braucht man sich nur seinen jüngsten Beitrag im Rahmen der Radio -sendung Babylone auf Espace 21 anzuhör en, wo er seine Darlegungen mit zahlreichen historischen Anekdoten illustriert!Mit Stolz hat er uns die Schönheiten seines Juras jeweils auf unseren Bereichsausflügen gezeigt. Als interessierter Weltbürger hat sich Jean-Paul aber auch für das Ge- schehen über die Grenzen hinaus interessiert. So hat er beispielsweise an der Gründung der Fédération des Géo-mètres Francophones (FGF) mitgewirkt und im Vorstand eine aktive Rolle übernommen.

Lieber Jean-Paul, die Amtliche Vermessung Schweiz hat in hohem Masse von Deinen Kompetenzen profitiert. Herzlichen Dank für all die Anstösse zu wichtigen Ent-wicklungen, die Du gegeben hast, und die zweifellos das Gesicht des Schweizerischen Katasterwesens auch künf-tig prägen werden. Wir haben Deinen Enthusiasmus, Deine Einsatz- und Hilfsbereitschaft, Deinen Humor und Deine stets positive Haltung ausserordentlich geschätzt. Ein «Merci beaucoup» an dieser Stelle auch für die vielen Übersetzungen und das Korrigieren der von deinen Deutschschweizer Kolleginnen und Kollegen verfassten und nicht immer leicht verständlichen Mitteilungen auf «français fédéral» ...Wir wünschen Dir viel Freude und Zufriedenheit in Deinem neuen Lebensabschnitt! Unsere besten Wünsche begleiten Dich und Deine Familie für die Zukunft.

Marc NicodetEigenössische Vermessungsdirektionswisstopo, [email protected]

1 cadastre.ch a  Amtliche Vermessung a  Doku-mentation a  Radio und Fernsehen a  Radio Suisse Romande: «La Suisse, pays des 100 000 bornes»

Fachsimpeln unter Berufskollegen

Mit Schwung den Berg hinauf und wieder hinunter – und in die Pension

Vive le Jura et sa torée

Auch als Repräsen-tant der amtlichen Vermessung – hier mit swisstopo-Direk-tor Jean-Philippe Amstein – macht Jean-Paul eine gute Figur

Relaxen mit Kollegen – und mit Humor

Xundheit – A ta santé – Viva!

Auf zu neuen Ufern …

Schweizerische EidgenossenschaftConfédération suisseConfederazione SvizzeraConfederaziun svizra

Eidgenössisches Departement für Verteidigung,Bevölkerungsschutz und Sport VBSarmasuisseBundesamt für Landestopografie swisstopo

Foto: Andreas Brütsch, Stadt Zürich